Bild nicht mehr verfügbar.

Donald Trump drohte Nordkorea mit der Stärke des nuklearen Arsenals der USA. Experten orten allerdings eine Übertreibung des US-Präsidenten.

Foto: AP Photo/Lee Jin-man

Washington – Sein erster Befehl als Präsident sei gewesen, das nukleare Arsenal der USA "zu erneuern und zu modernisieren", prahlte Donald Trump am Mittwoch auf Twitter. Jetzt sei es "stärker und kraftvoller als je zuvor".

Es handelte sich dabei erneut um drohende Worte in Richtung Nordkorea, die offenbar als Reaktion auf Fortschritte beim nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramm gedacht waren. Zahlreiche Experten widersprechen allerdings Trumps Behauptung: "Das Atomwaffenarsenal ist dasselbe wie vor der Amtseinführung (Trumps)", sagte etwa Daryl Kimball, Chef der Arms Control Association, der "Washington Post". Atomexperte Jeffrey Lewis vom Middlebury Institute of International Studies bezeichnete die Aussage gar als "absurd". "Nirgends kommt dieses Statement der Realität nahe."

Dem Friedensforschungsinstitut Sipri und der Arms Control Association zufolge besteht das nukleare Arsenal der USA aus 1.750 bis 1.800 strategischen atomaren Sprengköpfen, die auf ballistischen Interkontinentalraketen (ICBM), U-Boot-gestützten ballistischen Raketen und strategischen Kampfflugzeugen unmittelbar eingesetzt werden können. Hinzu kommen rund 180 taktische Atomwaffen auf europäischen Stützpunkten. Zugleich nimmt die Anzahl der ICBMs aber stetig ab, denn Anfang 2011 vereinbarten die USA und Russland im Rahmen des "New Start"-Vertrags eine Reduktion von 2.200 auf 1.550 ballistische Interkontinentalraketen.

Modernisierung unter Obama

Eine Modernisierung des nuklearen Arsenals wurde bereits im Jahr 2010 vom Trumps Vorgänger Barack Obama veranlasst. Zwar schätzte das Haushaltsbüro des Kongresses die Kosten des Plans auf 400 Milliarden US-Dollar (rund 340 Milliarden Euro) bis 2026, jedoch wurde auf den Bau neuer Atomwaffen verzichtet und betont, vor allem die Sicherheit und Verlässlichkeit des Arsenals verbessern zu wollen. Experten gehen allerdings davon aus, dass angesichts der langen Herstellungsdauer, der Kosten und der jährlichen Bewilligung der Mittel durch den Kongress die Modernisierung noch Jahre dauern wird – und sich seit Amtsantritt Trumps nichts verändert hat.

Die vom US-Präsident über Twitter verbreiteten Worte dürften also spontan und womöglich mit seinem Team nicht abgesprochen gewesen sein – ähnlich wie seine "Feuer und Wut"-Drohung in Richtung Pjöngjang, die den Konflikt zuletzt gefährlich aufgeheizt hatte. Regierungsvertretern zufolge, die von der Nachrichtenagentur Reuters anonym zitiert wurden, habe es zuvor keine Diskussion darüber gegeben, den Tonfall gegenüber Nordkorea zu verschärfen. "Das war typisch Trump", hieß es von einem Regierungsbeamten. (maa, 10.8.2017)