Ob der Früchtekuchen nach über hundert Jahren noch genießbar ist, wollten die Antarktisforscher allein schon aus Respekt vor dem historischen Fund nicht testen.

Foto: Antarctic Heritage Trust

Christchurch – In einer entlegenen Hütte in der Antarktis haben neuseeländische Forscher einen 106 Jahre alten, perfekt konservierten Früchtekuchen entdeckt. Das einst von der britischen Firma "Huntley und Palmers" hergestellte Backwerk war noch in Papier gewickelt und befand sich in einer verzinnten Dose, teilte die Stiftung Antarctic Heritage Trust am Donnerstag in Christchurch mit.

Die Wissenschafter hatten eine Reihe verrosteter Blechdosen untersucht, die in den 1899 von norwegischen Forschern erbauten Hütten auf der Landzunge Kap Adare im ostantarktischen Viktorialand gefunden worden waren. 1911 hatten Mitglieder der vom Unglück verfolgten Antarktis-Expedition des Briten Robert Falcon Scott die Hütten genutzt.

Historische Expedition

Die Wissenschafter nehmen an, dass der Kuchen auch von Scotts Team stammt. Es sei eine große Überraschung gewesen, diesen "perfekt erhaltenen" Früchtekuchen zu finden, sagte die Leitern des Forschungsprojektes, Lizzie Meek. Früchtekuchen sei wegen seines hohen Energiegehaltes ideal für antarktische Bedingungen.

Scott zählte zu den ersten zehn Menschen, die den Südpol erreichten. Mit seinem Ziel, als allererster dort anzukommen scheiterte er im Rahmen seiner Terra-Nova-Expedition (1910–1913). Als Scott den geografischen Südpol am 18. Januar 1912 erreichte, musst er feststellen, dass er das Rennen gegen seinen großen Rivalen Roald Amundsen verloren hatte. Der Norweger war rund einen Monat vor ihm am Pol angekommen. Letztlich kostete die Expedition den Forscher das Leben: Auf dem Rückweg zum Basislager starben Scott und seine vier Begleiter an Unterernährung, Krankheit und Unterkühlung.

Der Kuchen bleibt, wo er ist

Obwohl der nun entdeckte Kuchen durchaus noch genießbar roch und aussah, wollten die Forscher nicht kosten, wie Meek der neuseeländischen Nachrichtenseite Newshub sagte. Dies widerspreche der wissenschaftlichen Ethik. "Der Früchtekuchen wird wieder dorthin zurückkehren, wo er herkam, auf ein Regal in der Hütte." Besucher könnten ihn und die anderen Fundstücke dort bewundern. Ein Team des Canterbury-Museums in Christchurch hatte in den vergangenen 14 Monaten etwa 1.500 Fundstücke vom Kap Adare untersucht und konserviert. (APA, red, 10.8.2017)