Seit 1994 aktiv: Archive.

Foto: Poolbar Festival

1994 gründeten Darius Keeler und Danny Griffiths in Südlondon die Band Archive. Beide kamen aus der elektronischen Clubszene, machten Breakbeat Hardcore im Stil der frühen Prodigy. Davon löste sich Archive aber bald, das Debütalbum Londinium (1996) ließ an Massive Attack denken – im Unterschied zu diesen oder der anderen Trip-Hop-Vorzeigeband Großbritanniens, Portishead, schafften Archive auf der Heimatinsel nie den ganz großen Durchbruch.

Das klappte dafür in Kontinentaleuropa, wo die Band vor allem in Frankreich Stadien füllt. Mit dem Erfolg vollzog sich nach der Jahrtausendwende auch eine stilistische Öffnung, die das elfköpfige Kollektiv vermehrt Elemente und Mittel des Progressive Rock und Pop in seinen Sound integrieren ließ. Keine Platte gleicht indes der anderen, so wurde um 2009/2010 der Hang zu episch-psychedelischem Bombast-Rock wieder mehr mit elektronischen Elementen und Rapeinlagen angereichert.

Archive setzte dies auf zwei Konzeptalben um, die den düsteren, vierteiligen Zyklus "Controlling Crowds" enthielten. Ein sphärischer Mix aus mittleren Pink Floyd und Massive Attack, der aber musikalisch mitunter ungewohnt beschwingt und leichtfüßig daherkam. Auf With Us Until You're Dead (2012) integrierte die Bigband vermehrt Klassik, Soul und Jazz in das elektronisch grundierte Fundament. Man kann es Eklektizismus oder auch Konzeptlosigkeit nennen, aber manchmal gemahnen die sinfonischen Fernreisen an Radiohead – nicht die schlechteste Referenz.

Auf dem Album Restriction (2015) finden sich Psychobilly-Elemente neben hymnischem Soul, mit The False Foundation erschien ein Album, das wieder mehr zu den alten Trip-Hop-Wurzeln zurückkehrt. Griffiths und Keeler sind nach wie vor das kreative Zentrum von Archive, die das zehnte reguläre Album der Band im Alleingang aufgenommen, produziert und letztlich über das bandeigene Label veröffentlicht haben. Am Freitag live im Ländle. (dog, 10.8.2017)