Das beste Mittel gegen Karies: Wenig Zucker und viel Mundhygiene.

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Jedes Kind weiß: Zucker ist der größte Feind der Zähne. Er wird im Mund durch Bakterien zu Säure umgewandelt. Dieser bakterielle Zahnbelag, auch Plaque genannt, ist die am weitesten verbreitete Erkrankung der Zähne, von der etwa 99 Prozent aller Erwachsenen betroffen sind. Wird Plaque durch Zähneputzen nicht rechtzeitig entfernt, können die Säuren den Zahnschmelz angreifen und auflösen.

Befindet sich die Karies im Frühstadium, kann sie durch intensive Mundhygiene noch gestoppt werden. Ist sie bereits ins Zahnbein vorgedrungen, breitet sich Karies allerdings schnell aus. Ein mögliches Warnsignal: Blitzschmerz durch kalte oder heiße Getränke deutet darauf hin, dass die Karies schon weit fortgeschritten ist.

Mutter aller Zahnschmerzen: Pulpitis

Unbehandelt führt Karies zu schmerzhaften Entzündungen im Zahnmark, im Fachjargon Pulpitis genannt. Dabei gelangen Bakterien durch Risse in der Zahnoberfläche ins Innere des Zahns. "Ganz machtlos gegen die Angriffe von Karius und Baktus ist so ein Zahn nicht", der Wiener Zahnarzt Zsolt Fischer. "Einerseits hilft der Speichel bei der Bekämpfung von Karies, andererseits befinden sich auch im Zahn selbst Immunzellen, die schädliche Bakterien erkennen und bekämpfen."

Was viele interessieren wird: Wann muss ich zum Zahnarzt? Sind die körpereigenen Reparaturmechanismen nicht erfolgreich, etwa, wenn die Bakterienanzahl zu hoch ist, schlägt der Körper Alarm – und zwar mit Zahnschmerzen. Spätestens dann ist der Besuch beim Zahnarzt dringend anzuraten. Therapiert wird eine akute Pulpitis im Normalfall mit einer Wurzelbehandlung.

"Wie schwerwiegend die Entzündung ist, können wir mithilfe von Röntgenaufnahmen und Sensibilitätstest feststellen", erläutert Fischer. "Erst dann können wir beurteilen, ob die Pulpitis heilbar oder unheilbar ist. Bei einer heilbaren Pulpitis genügt die Entfernung der Karies, Überkappung des freigelegten Zahnmarks und die Restauration der Zahnkrone. Bei Verdacht auf eine irreversible Pulpitis, empfehle ich immer eine professionelle Wurzelkanalbehandlung mit Hilfe des Operationsmikroskops sowie eines modernen Behandlungsprotokolls, das sehr gute Ergebnisse verspricht. Ziel der Behandlung ist die lebenslange Erhaltung des Zahnes. Wesentlich dafür ist, dass Entzündungsherde eliminiert werden und sich nicht weiter ausbreiten können."

Was bei einer Wurzelbehandlung passiert

Bei der Wurzelbehandlung werden Zahnnerv und Blutgefäße entfernt. Anschließend wird der Hohlraum mit einer sterilen Ersatzsubstanz gefüllt. Die Erfolgsrate von modernen Methoden wie zum Beispiel mit dem Operationsmikroskop, bei der unter 25-facher Vergrößerung operiert wird, liegt heute bei 95 Prozent, wie Fischer betont. Die Vergrößerung ermöglicht den sicheren Einsatz feinerer Instrumente – eine wichtige Voraussetzung für die vollständige Aufarbeitung auch der winzigsten Wurzelkanäle.

Ist der Zahn keimfrei, finden Bakterien keine Nahrung mehr vor. So ist der Körper in der Lage mit eventuell noch vorhandenen Entzündungen rund um die Wurzelspitze allein fertig zu werden. Entzündungsherde verschwinden und der Knochen remineralisiert sich wieder vollständig – und zwar in der Regel innerhalb von drei bis sechs Monaten. (red, 12.8.2017)