Das Regime in Pjöngjang ließ Massen aufmarschieren, um seine Drohungen gegen die USA zu bekräftigen.

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Guam beherbergt neben einer US-Basis auch viele Touristen vom Festland. Der Betrieb läuft – trotz Drohungen aus Nordkorea.

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Washington/Wien – Das New York Magazine formulierte es zugespitzt, aber nicht ganz unzutreffend: "Ignorieren Sie unseren verrückten Präsidenten!", sei die Reaktion gewesen, mit der der Rest der US-Regierung auf die Ankündigung Donald Trumps reagiert habe, "Feuer und Wut" über Nordkorea ergießen zu lassen. Tatsächlich wählten Außenminister Rex Tillerson und Verteidigungsminister James Mattis am Nachmittag beruhigendere Worte: Tillerson sagte auf Guam, er bezweifle, dass von Nordkorea eine akute Gefahr ausgehe. Mattis drohte Pjöngjang zwar mit "Auslöschung", betonte aber, dass diese nur dann drohe, wenn die USA oder Verbündete angegriffen würden.

Wenig später wurde bekannt, in welchem Zusammenhang Trump seine Worte gefunden hatte: Sie sollen laut US-Medien spontan gefallen sein, nachdem Trump einen Artikel der Washington Post über Fortschritte bei Nordkoreas Atomprogramm gelesen hatte. In der Hand hielt er während des Statements ein Papier zur Drogenkrise in den USA, über die er eigentlich sprechen wollte, schreibt die New York Times unter Berufung auf Mitarbeiter. Trump sei "in kriegerischer Stimmung" gewesen.

Die USA, eine Hypermacht

Während die vordere Front in Regierung und Verwaltung also eher darauf bedacht war, Trumps Worte in einen weniger dramatischen Kontext zu setzen, rückten Unterstützer aus dem Dunstkreis des weit rechts stehenden Chefstrategen Stephen Bannon aus, um ihre Unterstützung für Trumps Worte zu betonen. Die USA seien mittlerweile keine schlichte Supermacht mehr – "wir sind nun eine Hypermacht", sagte Berater Sebastian Gorka auf Fox News. Niemand auf der Welt "und besonders nicht Nordkorea" könne den militärischen Fähigkeiten der US-Regierung etwas entgegensetzen. Trumps Worte seien daher zu begrüßen, so Gorka, der bisher nicht mit Expertise zu Ostasien, sondern eher durch seine Anwesenheit bei einem Treffen der rechtsradikalen ungarischen Jobbik-Partei 2003 aufgefallen war. Die USA würden freilich nur "angemessen handeln", fügte er an.

Nordkorea, selbst in der Außendarstellung nicht zurückhaltend, scheint eher der Interpretation des New York Magazine anzuhängen: Die jüngsten Aussagen des US-Präsidenten seien "absoluter Unsinn", ließ die Regierung in der offiziellen Agentur KCNA verbreiten. Aus dem Handeln der US-Regierung gehe aber hervor, dass ihr nur mit "absoluter Gewalt" beizukommen sei, hieß es weiter. Nordkorea wolle daher bis Mitte August einen Angriffsplan auf die 3500 Kilometer entfernte Insel Guam ausarbeiten. Diese ist ein US-Territorium im Pazifik, das eine Militärbasis mit rund 6000 Soldaten beherbergt.

Keine Alarmstimmung beim Nachbarn

In Südkorea trat am Donnerstag wegen der gestiegenen Spannungen mit dem Nachbarn der nationale Sicherheitsrat zusammen. Das Nachbarland Nordkoreas wäre im Fall eines militärischen Konflikts zwischen den USA und Nordkorea wohl das erste Opfer eines Gegenschlages aus Pjöngjang. Wie es in Militärkreisen heißt, könnten Artilleriegeschoße an der Grenze der beiden Koreas binnen einer Stunde jeden einzelnen Quadratmeter der Zehn-Millionen-Einwohner-Hauptstadt Seoul mindestens einmal treffen. Südkoreanische Medien, die an die Spannungen mit dem Nachbarn gewohnt sind, waren am Donnerstag dennoch nicht in Alarmstimmung. Man ging eher davon aus, dass sich die Lage wieder beruhigen werde.

Sowohl die Regierung in Seoul als auch jene Japans, das ebenfalls als mögliches Ziel eines nordkoreanischen Angriffs gilt, verurteilten gleichwohl die jüngsten Raketentests Nordkoreas als völlig unverantwortlich. (Manuel Escher, 10.8.2017)