Der Blick auf den eigenen Rücken gelingt nur mit einem Spiegel oder einer Kamera.

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Patienten mit Kreuzweh können jene Stelle, an denen ihr Schmerz sitzt, für gewöhnlich nicht sehen. Martin Diers, Professor für Klinische und Experimentelle Verhaltensmedizin an der Ruhr-Universität Bochum hat dies nun in einem Experiment geändert.

Er filmte den Rücken von Schmerzpatienten, bot dabei experimentelle Schmerzreize dar und ließ die Patienten gleichzeitig auf einem Bildschirm ihren gepeinigten Rücken betrachten. So sammelte er Erkenntnisse über die Schmerzwahrnehmung. Die Patienten berichteten, dass der Schmerz nachließ, wenn sie ihren Rücken sahen. Diers konnte daraus schließen, dass eine verbesserte Wahrnehmung des Schmerzes helfen kann, gezielte Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Visuelle induzierte Analgesie wird dieses Forschungsgebiet genannt, was soviel heißt wie "durch Inaugenscheinnahme hergeleitete Schmerzreduzierung". Diese Methode kann als Therapieansatz verstanden bzw. in bestehende Therapien integriert werden. Vor allem Patienten mit chronischen Rückenschmerzen könnten hiervon profitieren. Denn diese würden oftmals den Schmerz gar nicht lokalisieren können und hätten eine diffuse Körperwahrnehmung.

Massage beobachten

"Indem der Patient die betroffene Körperregion betrachtet, werden die Intensität und der Ort des Schmerzes genauer wahrgenommen", so Diers. Seine Untersuchungen ergaben sogar, dass eine am Bildschirm verfolgte Massage der schmerzenden Stelle überaus schmerzlindernd wirkt. In einem Experiment ließ er seine Probanden hierzu während der Massage den Rücken beobachten und zum Vergleich einfach nur ein Buch auf weißem Untergrund. Diers stellte fest, dass die beobachtete Massage mehr Wirkung hat. Seine Schlussfolgerung: Mit Hilfe dieser Intervention kann eine Verbesserung der Schmerzintensität bzw. ein Therapieerfolg erreicht werden – nur durch den Einsatz einer Kamera und eines Computers. (red, idw, 15.8.2017)