Pol Espargaro gibt Gas für KTM: "Das ist das Heimrennen".

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Spielberg – KTM ist "ready to race" für den ersten Heim-Grand-Prix in allen drei Klassen. Der österreichische Motorrad-Hersteller schickt in Spielberg sowohl in der Moto3 als auch erstmals in der Moto2 und vor allem der "Königsklasse" MotoGP eigene Werks-Motorräder an den Start. Vor fast 100.000 Fans und einer eigenen KTM-Tribüne soll der Heim-Auftritt zum orangefarbenen "Festspielberg" werden.

KTM blickt auf unzählige Triumphe vor allem im Offroad-Sektor zurück. 73 Siege (64 in Moto3 und 125er-Klasse sowie 9 bei den 250ern) hat man seit dem Einstieg vor 14 Jahren in die Straßen-WM auf Grand-Prix-Pisten erreicht.

30-Millionen-Budget

2017 wagt man sich erstmals auch in der sündteuren MotoGP an den Start und warf dafür eine 70-Mann-Crew sowie zumindest 30 Mio. Euro Budget in die Schlacht. Es hat sich gelohnt, denn schon zur Saisonmitte ist man in der MotoGP über dem von Firmenchef Stefan Pierer ausgerufenen Plansoll. Schon im zweiten Saisonrennen gab es die ersten WM-Punkte, als Neunter in Brünn fuhr Pol Espargaro unmittelbar vor Spielberg sogar den ersten Top-Ten-Platz ein.

"Wir sind innerhalb einer halben Saison von einem Team in der letzten Reihe zu einem starken Mittelständler geworden", schickte Espargaro seinen Dank an die Mitarbeiter im Renn-Hauptquartier in Munderfing, wo praktisch rund um die Uhr vor allem an der RC16 gearbeitet wird. "Manchmal habe ich das Gefühl, die schlafen dort überhaupt nie", fasste Espargaro seine Bewunderung zusammen.

12 Monate nach der öffentlichen Präsentation beim Vorjahres-Rennen in Spielberg kann der österreichische Motorrad-Hersteller aus Mattighofen nun am Sonntag vor Heim-Publikum auch sportlich Flagge zeigen. Eine eigene KTM-Tribüne im Infield fasst über 8.200 Plätze, mit Espargaro, Bradley Smith sowie dank Wild Card auch Edeltester Mika Kallio schickt man gleich drei Fahrer und damit GP-Motorräder an den Start.

Auch die Piloten sind froh, dass es gerade richtig zur Sache geht. Mit Brünn inklusive den Testfahrten am Montag danach und Spielberg werden die Rennmaschinen innerhalb von zehn Tagen gleichen an sieben im Dauer-Einsatz stehen. Gerade bei KTM braucht man im ersten WM-Jahr jeden MotoGP-Kilometer. "Auch die Brünn-Tests haben uns enorm weiter gebracht", sagte der Brite Smith.

Espargaro "doppelt motiviert"

Der Spanier Espargaro, Bruder von Aprilia-Pilot Aleix Espargaro, wähnt sich beim österreichischen Team fast schon zu Hause. "Ich bin richtig glücklich und auch stolz, dass wir hier sind. Das ist das Heimrennen für KTM", gab sich Espargaro vor dem Spielberg-Wochenende begeistert. "Gerade haben wir das beste Ergebnis bisher geschafft. Also sind die Mechaniker und die ganze Crew doppelt motiviert."

Espargaro war in Brünn trotz eines Fehlers (Ausritt) Neunter geworden. Auch das spricht für die gute Entwicklung bei KTM. "Wir werden jedes Rennen besser. Ich hoffe sehr, es geht auch in Spielberg in dieser Tonart weiter", wünscht sich der 26-jährige Moto2-Weltmeister von 2013.

Das tut auch Kallio. "Wir kennen unsere Schwächen, der Red Bull Ring aber sollte uns liegen." Dem schloss sich Smith an: "Das Layout des Red Bull Rings erlaubt uns, auch hier schnell zu sein."

Dass bei einem "Heimrennen" stets besonderer Druck herrscht, ist dem Briten aber bewusst. "Die Begeisterung war schon im Vorjahr unglaublich. Die Fans haben Pol und mich praktisch adoptiert. Ich kann's kaum erwarten, hier ein Rennen für KTM zu fahren."

Smith ist auch überzeugt, dass die RC16 für den Red Bull Ring ähnlich gut geeignet ist wie die Ducati. Auf der österreichischen Formel-1-Piste braucht es starke Bremsen sowie eine gute Beschleunigung mit möglichst wenig Rutschphasen. "Wir dachten, dass uns Brünn nicht liegt. Und dann hat Pol dort das beste Ergebnis bisher geschafft. Ich bin also sehr optimistisch."

Während KTM ausgerechnet in der einst so beherrschten kleinsten Rennklasse Moto3 derzeit etwas hinterher hinkt, hat man die besten Aussichten auf Spitzenplätze in Spielberg in der Moto2. In der einstigen 250er-Klasse hat Miguel Oliveira mit seiner Vierzylinder-600er in den letzten zwei Rennen Podestplätze geschafft und ist WM-Vierter.

Als Zweiter in Argentinien und Deutschland hat der Portugiese bewiesen, dass für KTM sogar schon der erste Sieg in der mit Einheitsmotoren fahrenden, mittleren der drei Prototypen-Klassen möglich ist. Zweiter KTM-Werksfahrer in dieser Klasse ist der südafrikanische Moto3-Weltmeister Brad Binder. In der Konstrukteursmeisterschaft ist KTM aktuell Zweiter hinter Kalex. (APA; 11.8.2017)