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Hundenarr Silvio Berlusconi freut sich schon ganz narrisch auf die Wahlen im Frühjahr 2018: Dann will er Matteo Renzi besiegen.

Foto: Reuters / Remo Casilli

Rom/Meran/Wien – Lange blieb er nicht unerkannt bei seinem Spaziergang durch die Südtiroler Kurstadt Meran: Silvio Berlusconi wurde innerhalb kürzester Zeit von Passanten, Touristen und Markthändlern umringt. Fröhliche Rufe, die unvermeidlichen Selfies mit dem ehemaligen Regierungschef, Autogramme, Händeschütteln, Schulterklopfen.

Alles wie früher? Fast. Tatsächlich plant der heute 80-Jährige sein x-tes politisches Comeback. Erklärtes Ziel des skandalumwitterten Ex-Premiers und Medienunternehmers – so kolportieren es italienische Medien – sei es, Matteo Renzi und Beppe Grillo bei den Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr zu schlagen.

Starke Ansage

Eine starke Ansage, denn immerhin hat Renzi – der Sozialdemokrat war im Dezember 2016 mit seinem Referendum zur italienischen Verfassungsreform gescheitert und als Premier zurückgetreten – trotz eines Durchhängers in aktuellen Umfragen immer noch recht gute Chancen auf eine Rückkehr an die Spitze. Grillos Protestbewegung Cinque Stelle (Fünf Sterne) liegt in mehreren Umfragen mittlerweile sogar an erster Stelle trotz weithin sichtbarer Inkompetenz von "Grillini"-Politikern in diversen italienischen Gemeinden – so auch in der Hauptstadt Rom, wo Bürgermeisterin Virginia Raggi massiver Kritik ausgesetzt ist.

Dass Berlusconi selbst in diesen Erhebungen bestenfalls im guten Mittelfeld liegt, scheint ihn nicht weiter zu kümmern. Er weiß, wo er Verbündete finden kann, die ihm zu einer konkurrenztaug lichen Kampagne verhelfen können: Ironischerweise soll ihm ausgerechnet Angelino Alfano helfen, sein politischer Ziehsohn, der sich vor knapp vier Jahren mit ihm überworfen hatte und der sich seitdem mit eigenen Kleinparteien über Wasser hält. Noch, denn seine erst im vergangenen März gegründete Alternativa Popolare liegt Umfragen zufolge im niedrigen einstelligen Prozentbereich und hat keinerlei realistische Chance, aus eigener Kraft ins nächste Parlament zu kommen.

Keine Zukunft für die Koalition

Alfano würde de facto die Seite wechseln: Bisher ist er Außen minister im Kabinett des Sozial demokraten Paolo Gentiloni, der als Platzhalter für Renzi gilt. Doch in einer Allianz mit dem Partito Democratico sieht Alfano keine Zukunft, weshalb er bereits Bereitschaft signalisierte, sich mit Ber lusconi zu versöhnen. Und dieser möchte auch die ausländerfeind liche Lega Nord und die rechten Fratelli d’Italia an Bord holen.

Ob eine solche Taktik funktionieren kann, wird man im November sehen: Die Regionalwahlen in Sizilien werden der einzige Testlauf vor der Parlamentswahl im kommenden Frühling sein. Auch dort holt sich Berlusconi Unterstützung von Rechtsparteien. (Gianluca Wallisch, 11.8.2017)