Vier turbulente Amtszeiten waren genug: 2011 wurde Silvio Berlusconi von den Italienern fallengelassen, man hatte genug von Korruptionsvorwürfen und Sexskandalen, der Cavaliere war unten durch. Und heute? Heute wollen die Menschen auf der Straße plötzlich wieder Selfies mit dem Expremier, wollen ihm die Hand schütteln, ein Autogramm ergattern. Forza Silvio!

Ein ähnliches Bild jenseits des Atlantiks: Argentiniens noch vor zwei Jahren so geschmähte Expräsidentin Cristina Kirchner ist drauf und dran, ein Senatsmandat zu ergattern – und käme so in den Genuss parlamentarischer Immunität. Sehr praktisch, denn immerhin laufen mehrere Verfahren gegen sie. Scheinbar mühelos schafft sie es, Fußballstadien zu füllen und wie damals als vermeintliche Heilsbringerin aufzutreten. Viva Cristina!

Eigentlich unglaublich. Ist die Erinnerung an – mutmaßliche – Korruption, Rechtsbeugung und persönliche Bereicherung tatsächlich schon nach so kurzer Zeit verblasst? Oder handelt es sich doch eher um ein Phänomen von ernüchtertem Pragmatismus? Motto: "Es kommt eh nichts Besseres nach, so weiß man wenigstens, woran man ist."

Sollten Kirchner im Herbst und dann Berlusconi im Frühjahr 2018 tatsächlich ihr politisches Comeback schaffen, wäre das ein bedenkliches Indiz dafür, dass man sich als Politiker wirklich allerhand leisten kann. Konsequenzen? Pah, die sind höchstens temporär.(Gianluca Wallisch, 11.8.2017)