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Ein internes Google-Memo sorgt seit Tagen für Aufregung. Nun analysierte eine Informatik-Lektorin den Text und zerpflückte ihn regelrecht.

Foto: Reuters/Blake

Ein internes Memo, das von einem Google-Entwickler verfasst und an die Öffentlichkeit entwischte, sorgt nach wie vor für Aufregung. Erst gestern wurde bekannt, dass der Konzern ein regelmäßiges Diskussionstreffen abgesagt hatte, nun meldet sich auch eine Informatik-Lektorin zu Wort, die den Text regelrecht zerpflückt.

Text "quasi-professionell" verfasst

Cynthia Lee unterrichtet an der University of Stanford und hat mittlerweile vier unterschiedliche Programmiersprachen gelehrt, darunter Assembly. In einem Text für Vox versucht die Frau zu erklären, wieso der Text derart polarisiert. Lee schreibt etwa, dass das Memo auf "quasi-professionelle" Art und Weise verfasst wurde, wodurch es für viele so fundiert erscheint, gleichzeitig aber gefährlich ist.

Lee: Belege widersprechen Aussagen

Denn die Aussagen des Autors James Damore werden laut Lee nicht von seinen wissenschaftlichen Belegen verifiziert. Vielmehr würde er sich viel zu sehr auf biologisch gegebene Persönlichkeitsunterschiede zwischen Mann und Frau fokussieren, anstatt andere Faktoren wie das soziale Umfeld miteinzubeziehen. Zudem betont Damore immer wieder, dass die Unterschiede nur beim durchschnittlichen Mann und der durchschnittlichen Frau bestehen.

Lektorin: Habe immer wieder mit Skepsis zu kämpfen

Verfechter des Memos betonten angesichts der lautstarken Kritik, dass bei Google nun mal nicht "durchschnittliche" Frauen arbeiten, die von dem Text gar nicht angesprochen sind. Lee ärgert dies, da auch sie als IT-Expertin immer wieder mit Vorbehalten zu kämpfen hatte. Ihr Leben lang musste sich die Frau mit Skepsis angesichts ihrer Fähigkeiten herumschlagen, wie sie selbst sagt.

Betonung auf Durchschnitt nicht passend

Zudem findet Lee Damoros Beschwichtigung, dass seine Behauptung nur auf durchschnittliche Menschen zutrifft, nicht passend. Schließlich ist sie eine Frau und hört auch nicht auf eine Frau zu sein, wenn sie in ihrem Feld arbeitet, schreibt sie. Es beruhigt sie also nicht, wenn in dem Text nur von der durchschnittlichen Frau geschrieben wird, da auch ihr immer wieder Skepsis und Herablassung entgegenschlägt.

Soziologische Aspekte nicht miteinbezogen

Weiters versteht die Lektorin nicht, wieso der Autor sich auf die durchschnittlichen Unterschiede bezieht, gleichzeitig aber Fokus auf Google legt – ein Unternehmen bei dem eben nur die besten Entwickler arbeiten. Die Frau schreibt weiter, dass der Konzern sich die meisten Mitarbeiter direkt von den Unis holt. Auf der Stanford University sind im IT-Studiengang mittlerweile 30 Prozent Frauen – trotzdem sind nur 19 Prozent der Google-Belegschaft weiblich. Offenbar gibt es somit soziologische und andere Faktoren, die hier eine Rolle spielen, vom Autor aber außen vorgelassen werden.

Autor widerspricht sich laut Lee

Zuletzt ärgert Lee auch, dass der Autor neben dem Geschlecht immer wieder Unterschiede bei der Herkunft betont, ohne hier auch nur einen einzigen wissenschaftlichen Beleg zu bringen. Ferner schreibt die Lektorin auch, dass der Autor des Memos immer wieder schreibt, dass er für Vielfalt sei und gleichzeitig eingestehe, dass Sexismus bestehe, letztlich sich aber gegen Programme ausspricht, die für Diversität sorgen sollen. Letztlich würde dies somit nur dafür sorgen, dass die Vielfalt bei Google in Gefahr sei. (red, 12.08.2017)