Endgültig vorbei sind die uninteressanten Zeiten. Die Welt steuert mit Hochgeschwindigkeit in den Zustand gewisser Überhitzung – in jeder Hinsicht.

Der Ruf nach der autoritären Führerfigur wird lauter, und der Hintergedanke dabei ist: Der Papa wird's schon richten.

Donald Trump, Nicolás Maduro, Wladimir Putin, Viktor Orbán und Tayyip Erdogan – sie alle reiten dasselbe apokalyptische Zombiepferd.

Unabhängig von Religion und politischer Ausrichtung eint sie alle der totalitäre Machtanspruch, die Entmachtung der Justiz, der Wille zur Gewalt und das Anbieten von Sündenböcken.

Kim Jong-un tanzt da etwas aus der Reihe, er fällt in die Kategorie Jenseits, kann aber vielleicht waffentechnisch bald mitspielen. Europa sieht schockstarr zu, wie in der Türkei Journalisten reihenweise eingesperrt werden, wie Trump mit dem Atomarsenal kokettiert und Orbán gegen Juden hetzt.

Das Gegengewicht zum starken Mann sind jedoch starke Bildung, starke Chancen, starke Einbindung der Bürger – und soziale Sicherheit: alles, was Eigenständigkeit und Selbstbehauptung fördert.

Wer sich selbst als vollwertig und handlungsfähig wahrnimmt, wird weniger in Versuchung geraten, Genugtuung daraus zu ziehen, andere zu erniedrigen, und seine Verantwortung beim nächsten Personenkult abzugeben wie einen aus der Mode geratenen Mantel.

(Julya Rabinowich, 13.8.2017)