Moderne bei den Salzburger Festspiele bedeutet einiges: Es gibt am 16. 8. Gérard Griseys Les Espaces acoustiques in der Version des RSO-Wien zu hören. Oder aber u. a. Schönbergs Streichtrio Opus 53 in der Version des Zimmermann-Trios (24. 8.), wobei Schönberg auch beim Gustav Mahler Jugendorchester erklingen wird (25. 8.).

Kürzlich war auch die von Schönberg vertonte ironische Ode to Napoleon Buonaparte (von Lord Byron), also op. 41, zu hören. Das Klangforum Wien, Dörte Lyssewski und Pianist Igor Levit taten sich zusammen – zu dieser bitteren Abrechnung mit Macht und Größe, die in Nichts und Elend endet. Schönbergs 1942 in den USA geschriebenes Gesamtkunstwerk aus Reihentechnik, Streichquartett und dessen Geißelhieben des Spotts sind auch bei Lyssewski gut aufgehoben. Eindrückliches Erlebnis als Auftakt zu Beethovens Eroica- Variationen: Das "Thema" kristallisiert sich nur langsam aus dem scheinbar disparaten Material heraus. Igor Levit spielte das Werk auf einen pianistischen Bogen, als ein Kaleidoskop hochgespannter Emotion, virtuos, gewalttätig, verzweifelnd.

Dramaturgisch stimmig das Hauptwerk des Abends: Frederic Rzewskis The People United Will Never Be Defeated, 36 Variationen über das gleichnamige chilenische Revolutionslied. Es umfasst alles, was klassische und zeitgenössische Klavierspielweise aufzubieten hat. Die Variationen führen in verrauchte Pianobars, auf Exerzierplätze, in Musikzimmer, wo auch in gefahrvollen Tagen einmal über Kontrapunkt nachgedacht werden darf, fordern den Pianisten zum Pfeifen und zum Trommeln heraus. Einzelne Nummern sind geradezu aberwitzig virtuos. Levit lässt mit seiner stupenden Technik immer wieder den Atem anhalten – am 17. 8. folgt ihm in Salzburg (mit Chopin) Maurizio Pollini. (klaba, 16.8.2017)