Larung Gar zählt zu den größten Klosterstädten der Welt. Das buddhistische Institut im Osten Tibets, in der chinesischen Provinz Sichuan, soll zwischen 10.000 und 20.000 Bewohner zählen – zumindest hat es das bis vor wenigen Monaten. Denn die blühende Klosterstadt ist der chinesischen Regierung schon seit längerem ein Dorn im Auge: Nach Demolierungen 2001 hatte die Regierung im Sommer vergangenen Jahres wieder verlautbart, bis September 2017 die Anzahl der Bewohner auf 5.000 zu beschränken und damit auch unzählige Häuser abzureißen.

Trotz lauter internationaler Kritik haben die Behörden in den letzten Monaten ihre Drohungen wahrgemacht. Aus Brandschutzgründen, wie sie argumentieren, mussten bisher fast 5.000 Mönche, Nonnen und auch Laien ihre Behausungen zwangsräumen, fast ebenso viele Häuser wurden zerstört.

Nun zeigen neue Fotos, die das Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD) veröffentlicht hat, das Ausmaß der Zerstörungen. (saw, 16.8.2017)

Die Fotos vom Juli zeigen, dass im ganzen Tal schweres Gerät auffährt, um die Klosterstadt umzumodellieren – mit einem Bewohnerschwund von bis zu fünfzig Prozent.

Foto: TCHRD

Kritiker werfen der Regierung vor, die Anzahl der Bewohner zu reduzieren, damit sie die blühende Institution besser kontrollieren könne.

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Wo noch vor kurzem Häuser standen, klaffen nun große Lücken im Ortsbild. Das Anfang der 1980er gegründete Larung Gar zieht auch viele chinesische Buddhisten an. Eine chinesische Bewohnerin sagte zu TCHRD im Juli: "Die Regierung zerstört Häuser mit der Ausrede, Straßen zu bauen und die Infrastruktur zu verbessern."

Foto: TCHRD

"Wie eine Melone" wurde die Klosterstadt aufgeschnitten, beschreibt TCHRD auf ihrer Homepage. Durch die Häuser wurden vertikale Schneisen geschlagen, über die breite Treppen auf die Hügel führen sollen.

Foto: TCHRD
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Hunderte chinesische Bauarbeiter arbeiten an den neuen Treppen, die sich durch die Stadt ziehen. Bisher wurden mehr als zehn solcher Schneisen durch die Stadt gezogen.

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Die Treppen sollen vor allem Touristen die Besichtigung der Stadt erleichtern, so Kritiker der einschneidenden Umbauten.


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Etwas abseits des eigentlichen Klosterkomplexes beherbergen die größeren tibetischen Klöster Orte für Himmelsbestattungen.

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Traditionell werden im kargen Tibet die sterblichen Überreste Verstorbener zerhackt und so den Geiern zum Fraß übergeben. In Larung Gar zieht das unzählige Touristen an.

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Die Bestattungen sind eigentlich nur für Angehörige zugänglich. In Larung Gar wurden um die Stätte Strukturen errichtet, die den Ort optisch attraktiver machen sollen. Touristen sind nur durch einen Zaun von dem eigentlichen Bestattungsort getrennt.

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Gegner werfen den Planern vor, den heiligen Ort zu einer Art Disneyland zu machen.

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Um den Haupttempel herum wurden große Hotels gebaut. Touristen aus dem Ausland und aus uigurischen Gebieten dürfen nur beschränkt in die Stadt. Vor allem dürfen sie hier nicht übernachten.

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Die Hotels sollen spendierfreudige Touristen aus Chinas Osten anziehen.

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Immer mehr Touristen machen Selfies vor der Klosterstadt. Die neuen Straßen machen die Stadt auch leichter erreichbar.

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Am Fuße der Stadt bietet ein großer Parkplatz Raum für die Besucher.

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Der Blick über das Tal macht den Blick frei auf neue Häuser. Manchen Bewohnern wurden Ersatzquartiere oder Entschädigungszahlungen angeboten. Vielen aber nicht. Sie mussten den Ort verlassen.

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Die anonymen Fotografen berichten davon, dass die neuen Häuser kaum bewohnt sind. Ganz am Ende des Tales prangt ein Schriftzug auf einem Hügel, der sagt: "Gemeinsam den chinesischen Traum bauen".

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