Wien/Amsterdam – Ein Eiweißstoff an der Oberfläche von Tumorzellen fungiert als "Bremskraftverstärker", um Angriffe des Immunsystems zu stoppen, fand ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung heraus. Er wäre ein vielversprechendes Ziel für die Krebstherapie, meinen sie. Die Studie erschien nun im Fachmagazin "Nature".

Bei vielen Krebspatienten, bei denen der Tumor bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) bildet, drosseln die Krebszellen die Aktivitäten des Immunsystems und können so recht ungestört wuchern. Dazu missbrauchen sie eine natürliche Bremse für bestimmte Immunzellen (T-Zellen), erklärte Studienleiter Ton Schumacher vom Niederländischen Krebsinstitut in Amsterdam. Diese Bremse besteht aus den Eiweißstoffen PD-1 und PD-L1.

Der Mechanismus

Mit einem Team, dem auch Thijn Brummelkamp vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CEMM) in Wien angehörte, suchte er nach Bauteilen in den Krebszellen, die die Bremskraft modulieren. Sie fanden heraus, dass ein Eiweißstoff namens CMTM6 die Menge an PD-L1 in den Zellen hochhält und somit beiträgt, dass die Aktivitäten der T-Zellen gedrosselt werden.

CMTM6 befindet sich an der Oberfläche von Krebszellen, stabilisiert PD-L1 und schützt diesen Bauteil der Immunzellen-Bremse wohl vor dem natürlichen Abbau, so Schumacher. Damit steht mehr Bremskraft gegen die T-Zellen zur Verfügung und der Tumor ist davor besser gefeit.

"Natürlich muss man noch testen, wie wertvoll Hemmstoffe von CMTM6 im Kampf gegen Tumore sind, aber in Kombination mit PD-1/PD-L1 Blockern oder alleine verabreicht wären sie sehr attraktiv für die Krebstherapie", erklärte der Forscher. (APA, 17. 8. 2017)