Das Smartphone wird immer öfter zur Geldbörse und auch zur Bank. Internetbanken zielen auf die mobile Generation ab. Apps werden zur neuen Steuerungseinheit für Geldgeschäfte.

Wien – Ein Konto gilt als Grundlage, um am Finanzgeschehen teilhaben zu können. Das Gehalt wird dorthin überwiesen, Zahlungen gehen von dort weg. Auch eine Bankomat- oder Kreditkarte braucht ein Referenzkonto, über das die Zahlungen abgewickelt werden. In der Regel müssen für Konten Gebühren und Spesen bezahlt werden, die oft beträchtlich hoch ausfallen.

Nun betreten aber immer mehr Finanzdienstleister den Markt, die mit Gratiskonten und kostenloser Dienstleistung werben. Ein paar Beispiele:

  • N26: Das 2013 in Berlin gegründete Fintech bietet Banking am Handy an und wirbt damit, dass ein Konto innerhalb von acht Minuten eröffnet werden kann. 300.000 Kunden zählte N26 laut eigenen Angaben Ende 2016. Kunden aus 17 europäischen Ländern – darunter Österreich – können bereits ein N26-Konto eröffnen. Das Institut gibt an, die größte mobile Bank Europas werden zu wollen. Ein Überziehen des Kontos ist bei N26 aber nicht möglich.
  • DKB: Mit einem Gratiskonto wirbt auch die deutsche DKB um internationale Kunden. Im Paket dabei ist eine Gratisvisakarte, mit der weltweit kostenlos Zahlungen und Abhebungen möglich sind. Für 6,9 Prozent kann das Konto auch überzogen werden.
  • Revolut: Für Vielreisende ist Revolut eine mögliche Alternative. Das in Großbritannien sitzende Unternehmen wirbt vor allem mit dem Umstand, dass für Abhebungen und Zahlungen weltweit keine Gebühr verrechnet wird, egal in welcher Währung. 23 Währungen hat Revolut bereits im Programm. Die Kostenfreiheit beim Abheben gilt aber nur eingeschränkt: Wer mehr als 200 Euro im Monat in einer anderen Währung abhebt, bekommt Spesen verrechnet. 718.000 Kunden zählt der Anbieter bereits. Die Karte ist – wie viele andere Angebote – nur über die App zu bedienen.

Was die mobilen Anbieter eint, ist, dass sie ohne physische Filiale auskommen. Alle Geschäfte laufen mobil ab. Daher ist die Kostenstruktur schlank, und die Konditionen sehen anders aus als bei herkömmlichen Banken, die auch ein Filialnetz zu betreuen haben.

Vor allem das Angebot, dass Abheben und Bezahlen im Ausland ohne Extragebühren möglich ist, macht die Banken-Apps für Vielreisende attraktiv. Denn hier kann – im Vergleich zu Konten bei traditionellen Banken – wirklich Bares gespart werden. Bei Kartenzahlung in fremder Währung bzw. beim Abheben einer Fremdwährung fallen bei klassischen Banken nämlich fast immer Gebühren an, die sich im Laufe eines Urlaubs oder etwa bei einem Auslandssemester beträchtlich summieren können.

Verträge oft nur am Handy verfügbar

Sicherheitsexperten kritisieren bei solchen Angeboten jedoch, dass Verträge oft nur am Handy verfügbar sind – wo sie tendenziell nicht gelesen werden. Diese auszudrucken und ordentlich zu lesen, wird empfohlen. Denn bei vielen Anbietern kommen – je nach Handhabung der Karte – schon Gebühren auf den Inhaber zu. Das steht dann aber meist im Kleingedruckten. Man sollte sich daher die jeweiligen Kontoführungsgebühren genau ansehen und auf den individuellen Bedarf abstimmen. Denn gratis ist letztlich nicht immer spesenfrei. Bei den Fintechs handelt es sich zudem oft um Anbieter aus dem Ausland – ein Ansprechpartner in Österreich ist nicht immer verfügbar.

Wer für sein Konto nichts bezahlen und auf keine mobile Lösung setzen will, der wird auch bei heimischen Banken fündig. Gratiskonten bieten etwa Dadat, ING-Diba Austria, Austrian Anadi Bank, Bawag, Bank Direkt, Easybank oder die Fidor-Bank an. Aber Achtung: Die Bedingungen für solch ein Gratiskonto sind unterschiedlich. Oft ist ein monatlicher Mindesteingang und/oder der regelmäßige Eingang von Lohn, Gehalt oder Pension erforderlich, damit das Konto auch gratis bleibt. Andernfalls werden Kontogebühren verrechnet.

Social Banking

Einen anderen Ansatz verfolgt die Movenbank, die von Brett King (Autor von Bank 2.0) gegründet wurde. Der digitale Finanzdienstleister wirbt damit, einen völlig neuen Weg gefunden zu haben, sein Geld zu managen. Alles funktioniert nur mit der mobilen Wallet, Plastikkarten gibt es nicht. Das Neue dabei: Das Verhalten des Kunden bestimmt dessen Konditionen. Werden Rechnungen pünktlich bezahlt? Halten sich Einnahmen und Ausgaben die Waage? Wie geht ein Kunde mit Risiko um? Wie wird in den sozialen Medien agiert?

Je besser ein Kunde bei diesen Punkten abschneidet, desto weniger Zinsen und Gebühren bekommt er von der Bank verrechnet und desto eher bekommt er auch einen Kredit. Die finanzielle Vergangenheit eines Kunden ist dabei nicht wichtig. Es zählt nur, wie sich der Kunde auf der Moven-Plattform verhält und wie in den sozialen Medien agiert wird. Je breiter man in den sozialen Medien vernetzt ist und dort den Finanzdienstleister empfiehlt und je besser die Freunde in den Netzwerken über den Kunden reden, desto besser die Konditionen.

In einem ersten Schritt ist es daher möglich, sein Moven-Konto mit Facebook, Linkedin, Twitter und Google+ zu verknüpfen. Derzeit steht Moven nur US-Bürgern zur Verfügung. Seit Februar gibt es die App auch in Großbritannien. (Bettina Pfluger, 20.8.2017)