Ein Riesen-Gürtelschweif in typischer Körperhaltung.
Foto: Shivan Parusnath/Wits University

Johannesburg – Popkulturelle Versiertheit bewiesen südafrikanische Forscher, die ihre Studie im "Journal for Nature Conservation" nach dem Mittelteil von Peter Jacksons "Hobbit"-Trilogie "The desolation of Smaug" betitelten. Smaug steht in diesem Fall für ein Reptil, das seinem filmischen Namensvetter tatsächlich ein bisschen ähnlich sieht und das auch mit der titelgebenden Trostlosigkeit in die Zukunft blickt.

Der Riesen-Gürtelschweif ist ein Schuppenkriechtier mit dreieckigem Kopf und dornartigen Schuppen, die am hinteren Kopfende besonders groß sind und eine Art Kranz bilden: ein veritabler Drache. Nur mit der Größe hapert es, denn trotz seines Namenszusatzes "giganteus" bringt er es nur auf 40 Zentimeter Länge und ernährt sich von Insekten. Und der vordere Namensteil ist natürlich jüngeren Datums. Ursprünglich hatte die 1844 erstbeschriebene Art Cordylus giganteus geheißen – erst eine kleine Umstellung im Gürtelschweifstammbaum ermöglichte es nicht minder fantasybegeisterten Biologen, den neuen Gattungsnamen Smaug einzuführen.

Bild nicht mehr verfügbar.

Life imitates art oder vielleicht auch umgekehrt: ein Smaug-verziertes Flugzeug von Air New Zealand.
Foto: AP Photo/Air New Zealand

In ihrer südafrikanischen Heimat, dem Hochland des Highveld, sind die Riesen-Gürtelschweife so etwas wie kleine Wahrzeichen: Sie nehmen gerne Sonnenbäder, richten sich dabei auf den Vorderbeinen auf und recken den Kopf in die Höhe. Auf Englisch tragen sie deshalb auch die Bezeichnung Sungazer.

Ihr größtes Problem: Das Highveld ist leider das einzige Gebiet, in dem sie vorkommen. Und diese Heimat schrumpft zusehends. Die Ausbreitung von Kulturflächen hat die Tiere mittlerweile auf ein Gebiet zusammengedrängt, das nur noch wenige hundert Quadratkilometer beträgt. Zum Verhängnis wird den schuppigen Sonnenanbetern, dass sie anders als ihre nächsten Verwandten nicht auf felsigem Gelände, sondern nur in Graslandschaften überleben können – was gleichzeitig ideale Böden für die Landwirtschaft sind.

Wits University OFFICIAL

Um mehr als ein Drittel ist der Bestand der Mini-Smaugs in den vergangenen zehn Jahren geschrumpft, berichtet Shivan Parusnath von der University of the Witwatersrand im "Journal for Nature Conservation". Und knapp die Hälfte ihres natürlichen Lebensraums ist vom Menschen so stark verändert worden, dass die Echsen dort nicht mehr gedeihen können.

Der Verlust an Lebensraum ist aber nur ein Faktor, der der Spezies zusetzt. Dazu kommen als zweiter noch Wilderei und illegaler Handel. Riesen-Gürtelschweife werden in Europa seit dem 19. Jahrhundert gehandelt. Heute sind sie vor allem in den USA, Japan und Deutschland beliebt: Ein Exemplar kann tausende Dollar einbringen. Eigentlich dürfen laut dem Artenschutzabkommen CITES nur Tiere aus Gefangenschaft gehandelt werden, doch fällt der Nachweis oft schwer. Laut Parusnath sind die Tiere wegen ihrer Ansprüche an den Lebensraum in Gefangenschaft kaum zur Fortpflanzung zu bewegen – Misstrauen ist also angebracht.

Um besser gegen illegalen Handel vorgehen zu können, arbeitet Parusnath derzeit an Gen-Analysen der noch bestehenden Smaug-Populationen. Daraus sollen schnell durchführbare Tests entwickelt werden, mit denen sich klären lässt, ob ein für den Handel vorgesehenes Tier tatsächlich aus einer Zucht stammt oder doch einer der schwindenden wildlebenden Populationen entrissen wurde. (jdo, 19. 8. 2017)