Wien – Es passiert eher selten, dass einem Verteidiger bei der Aussage seines Mandanten ein Fäkalausdruck aus dem Mund rutscht. Michael Schnarch schafft es, als Peter P. vor dem Schöffensenat unter Vorsitz von Martina Krainz zu den Vorwürfen Stellung nimmt, er habe seine Gattin vergewaltigt und über längere Zeit misshandelt. Im Vorfeld scheint der 36-jährige Manager nämlich einsichtig gewesen zu sein, nun hört sich das ganz anders an.

Der Unbescholtene redet viel, nur nicht unbedingt über die Themen, die er gefragt wird. Mühsam destilliert der Senat also die Vorgeschichte heraus: Im Dezember 2013 hat er die Frau kennengelernt, vier Monate später wurde geheiratet. Eine schlechte Entscheidung, nach wenigen Wochen kam es nach Darstellung des Angeklagten immer wieder zu Streit.

Dreimal monatlich Schläge

Zunächst sagt er noch, er sei in den drei Jahren vielleicht zweimal gewalttätig geworden. Nach Rücksprache mit Schnarch (und dessen Fauxpas) ändert er das auf: "Im ersten Jahr war es relativ oft, im zweiten nicht mehr so oft." – "Wie oft ist oft?", fragt die Vorsitzende. "So dreimal im Monat." Aber es sei zu wechselseitigen Handgreiflichkeiten gekommen, beteuert er.

Als die Staatsanwältin zu einem Vorfall bei einem Ausflug nachbohrt, mag man das nicht recht glauben. "Wir waren bei einem Klettersteig. Sie hatte Angst und wollte gar nicht mit mir reden. Das hat mir wehgetan." – "Und wie haben Sie sie motiviert, doch zu klettern? Mit Faustschlägen und Tritten?" – "Jaja", gesteht P. ein.

Und die Vergewaltigung bei einem Japanurlaub im Juni 2016? "Wenn sie das so sagt, dann stimmt es." – "Können Sie sich erinnern?" – "Nein, überhaupt nicht." – "Haben Sie sie mit einem Finger penetriert?" – "Sie wollte ein Vorspiel und ich habe mich bemüht." – "Hat es ihr gefallen?" – "Ich würde sagen, nein. Ich bestand auf meine Sichtweise." Ob er die mit Ohrfeigen untermauert hat, will er nicht mehr wissen.

Christliche Eheberatung

Überraschenderweise ist das Paar noch nicht geschieden. Im Gegenteil: "Meine Frau ist jetzt offener, wir gehen zu einer christlichen Beratung, damit die Ehe besser wird", verrät der Angeklagte, ehe Krainz vertagt, um das Opfer vernehmen zu können. (Michael Möseneder, 17.8.2018)