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Vielleicht sollte man die Starkomikerin Leslie Jones zu allen Pressekonferenzen von Donald Trump einladen.

Foto: Charles Sykes/Invision/AP

In Zeiten, in denen man es mit der Wahrheit nicht mehr so genau nimmt, kommt dem alten Kinderspiel "Truth or Lie" wieder erkenntnistheoretisches Gewicht zu. Anstatt sich nur an lumpigen Fakten zu orientieren, wird der Wahrheitsgehalt einer Aussage dabei nämlich an der Performance gemessen – an der Fähigkeit, das Gesagte so zwingend zu vermitteln, dass es, quasi wahrheitsredend, zu Allgemeinwissen wird.

Jimmy Fallon hat das Potenzial dieses Spiels erkannt und in seine Tonight Show übernommen. Da geht es dann gemeinsam mit Dr. Phil um so wichtige Fragen, wie ob Fallon tatsächlich mit Madonna eine Runde Jetski fuhr. Nun, Fallon hat seine münchhauseanischen Qualitäten, aber Leslie Jones, Starkomikerin bei Saturday Night Live, kann man nicht so leicht einen Bären aufbinden. Als schwarze Frau, sagte sie, erkenne sie sehr gut, wenn Männer lügen. Und behielt recht.

Postindustrielle Müllhalde

Vielleicht sollte man Jones hinkünftig auf alle Pressekonferenzen des US-Präsidenten beordern. Denn der spielt bekanntlich am liebsten ein anderes Kinderspiel: "Ich sehe etwas, was du nicht siehst." Schon bei seiner Inaugurationsrede hat er zuerst Amerika als postindustrielle Müllhalde beschrieben und auf den Massen bestanden, die ihm zujubelten.

Über den rechtsradikalen Terror von Charlottesville konnte man ihn gestern in der ZiB 2 sagen hören, dass er die Bilder genauer als die Journalisten studiert habe und Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten verurteile. Fragen lässt Trump anders als die "Truth or Lie"-Teilnehmer eher ungern zu. Auf den Zwischenruf eines CNN-Reporters reagierte er wie eines dieser ungezogenen Kinder, die nicht verlieren können: "I'm not finished, fake news!" (Dominik Kamalzadeh, 18.8.2017)