Stirling – Evolution im Zeitraffer: In viktorianischer Zeit wurde in Großbritannien die Gelbe Gauklerblume (Mimulus guttatus) aus Nordamerika eingebürgert. Daraus hat sich auf den vorgelagerten Shetland-Inseln nun eine neue Pflanze entwickelt, berichten Forscher im "Botanical Journal of the Linnean Society".

Forscher der Universitäten Stirling und Leicester stießen zufällig auf den Neuling, als sie in der Nähe des Dorfes Quarff südlich der einzigen Shetland-Stadt Lerwick Feldstudien durchführten. Eine Genom-Analyse der neuen Blume zeigte, dass sie ihr Erscheinungsbild einer sogenannten Polyploidie, einer Vervielfachung der Chromosomensätze, verdankt. Im konkreten Fall war es eine Verdoppelung der Chromosomenzahl.

"Neue Art" bedeutet normalerweise "bislang unbekannte Art". In diesem Fall ist sie allerdings tatsächlich neu.
Foto: University of Stirling

Polyploidien kommen bei Pflanzen häufig vor – Beispiele sind unter anderem Kartoffeln, Tabak oder Kaffee. Insbesondere bei Hybriden tritt das Phänomen auf, die "Shetland-Gauklerblume" ist allerdings nur aus einer einzigen Spezies hervorgegangen. Von der Ursprungsart unterscheidet sie sich durch größere Blüten und Blätter sowie einen dickeren Stängel. Zudem braucht sie etwas länger zum Blühen.

Studienkoautor Mario Vallejo-Marin weist darauf hin, dass wir uns zum Stichwort Evolution meistens Prozesse vorstellen, die tausende oder Millionen Jahre in Anspruch nehmen. Manchmal können Spezies große evolutionäre Schritte aber auch in viel kürzerer Zeit absolvieren. Im konkreten Fall waren es kaum 200 Jahre. (red, 20. 8. 2017)