"Kommt eh nichts Gescheites im Fernsehen, gehen wir lieber tanzen." – "Ja, aber gibt es dort auch Bier in großen Flaschen?!" Josh Homme (sitzend) und die Queens of the Stone Age im Proberaum.

Foto: Andreas Neumann

Wien – Wenn Josh Homme ohne Rock 'n' Roll aufgewachsen wäre, dann hätte er einen guten Polkagitarristen abgegeben. Zwischen der "Rosamunde" und einem zünftigen Boogierock seiner kalifornischen Band Queens of the Stone Age ist vom abgehackten Saitenreißen her gesehen nicht so viel Unterschied. Und auch sonst hat der Mann aus der kalifornischen Wüste, der Anfang der 1990er-Jahre mit seiner damaligen Band Kyuss den Desert- oder Stoner-Rock mitbegründete, wenig Berührungsängste, wenn es um die Erkundung fremder Welten geht.

Queens Of The Stone Age

Abgesehen von alten Stammgästen wie Grundelkaiser Mark Lanegan oder Schlagzeugtier Dave Grohl auf alten Werken oder Königinmutter Elton John als Grüßaugust auf dem letzten Queens-Album "...Like Clockwork" von 2013 arbeitete Homme zuletzt nicht nur mit Iggy Pop für dessen eher durchwachsenes spätes Album "Post Pop Depression" aus dem Jahr 2016 zusammen. Auch Lady Gaga stand im Vorjahr auf der Liste.

Josh Homme behübschte für sie den Song "John Wayne" mit einem liegengebliebenen Boogieriff, das irgendwie einmal im Proberaum in ein Eck geblasen wurde, weil es so verraucht war, dass blöderweise jemand das Fenster aufriss. Depp. Das Riff ist aber niemandem abgegangen. Die Putzfrau hat es dann am Tag, als Lady Gaga angerufen hat, gerade rechtzeitig gefunden. Für die Trutschen hat es allemal gelangt. Beim Synchrontanzen hört eh keiner richtig zu.

Queens Of The Stone Age

Bei Lady Gaga im Studio wiederum lernte Josh Homme den schicken britischen Produzenten Mark Ronson kennen. Der wurde 2006 weltberühmt, weil er "Back To Black" von Amy Winehouse als historisierendes Schaustück des Sixties-Soul vakuumierte. Nun zeichnet Ronson dafür verantwortlich, dass Josh Homme auf der Harley nicht immer nur zu den Haberern in die Poolbillardbar viertaktet, sondern auch einmal beim Club mit der Quietschentenmusik stehenbleibt.

Das neue Album "Villains" ist trotz der tiefer gestimmten Baritongitarren und der irritierend körperlosen Falsettstimme Josh Hommes als den konstanten Markenzeichen dieser Band ein Lehrbeispiel dafür geworden, dass sich Rocker beim Älterwerden oft an einer Weggabelung wiederfinden. Neben dem Blues gibt es gewöhnlich zwei Möglichkeiten: Entweder man bewegt sich mit dem Alterswerk hin zum grummeligen Country, der ins Bier weint, weil der Rücken sich schon wieder ungut meldet. Es kann aber auch in die Ü-40-Disco zu den fetzigen jungen Leuten gehen, die zettbe Disco als Mick-Jagger- und "Miss You"-Disco oder auch David Bowies immergrünen Glamrock mit ganz viel Boogie und "Jean Genie" oder funkigen Schwanzrock im Sinne von Led Zeppelins "Trampled Under Foot" cool finden.

Tapsige Lebensfreude

Die Queens haben sich sympathischerweise gemeinsam mit dem den feisten Rock ein wenig Richtung "Weg mit dem Speck" designenden Mark Ronson fürs Tanzvergnügen entschieden. "Tanzen" darf man sich bei Songs wie dem an besagten Led-Zep-Song erinnernden Opener "Feet Don't Fail Me Now" als Betätigung vorstellen, bei der man an der Bar tapsig Lebensfreude ausdrückt und trotzdem nichts aus dem Glas verschüttet, das man in der Hand hält, damit man einen Halt hat. Richtig durchgegendert sind die Queens also eh nicht geworden.

Schneller wird es eigentlich nur bei "The Way You Used To Do". Sein Gitarrenriff erinnert an die Arbeit eines anderen Ronson, an Mick, den Gitarristen von Bowies Spiders From Mars. "Un-Reborn Again" beinhaltet eine Paraphrase auf "Heroes". Dazwischen wird die Polka auch gern mit lässig aus der Hüfte gekratzten Gitarrenlicks abgefedert. Der emotionale Rausschmeißer "Villains Of Circumstance" klingt beinahe zärtlich. (Christian Schachinger, 18.8.2017)