Ingrid Felipe und Gleichgesinnte im Vorarlberg Natura-2000-Gebiet Widderstein/Mähder.

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Warth/Lech – "Hoch hinaus" will Ingrid Felipe, Bundesprecherin der Grünen. Das Motto gilt weniger für den 15. Oktober als für die letzten Sommerwochen. Die Neo-Bundespolitikerin wandert mit Nationalratskandidat(inn)en, Medien, Landes- und Gemeindegrünen durch Naturschutzgebiete Westösterreichs und Kärntens. Schwerpunktthemen sind Natur- und Klimaschutz.

Auftakt war am Mittwoch eine naturkundliche Tageswanderung durch die Vorarlberger Natura-2000-Gebiete Widderstein-Mähder und Lech-Schöneberg, am Rande des Skigebiets Hochtannberg/Arlberg. Felipe, stellvertretende Landeshauptfrau von Tirol, will die "schönsten Naturjuwele" des Landes zeigen, "die von engagierten Umwelt- und NaturschützerInnen vor Eingriffen geschützt werden und damit auch für nachfolgende Generationen erhalten bleiben".

Dilemma Regierungsarbeit

Schon die erste Wanderung zeigt das Dilemma grüner Regierungsarbeit. Einerseits erreicht man den Schutz idyllischer Hochmoore und Bergwiesen, andererseits kommt man gegen die Begehrlichkeiten des Wintertourismus nicht an. Während Felipe und ihr Vorarlberger Regierungskollege Johannes Rauch kombinierbare Öffi-Tickets erwirken, backen die Touristiker der beiden Länder weiter größere Brötchen, indem sie zusätzliche Verbindungen der Skigebiete durchsetzen.

Doch Felipes Optimismus ist nicht zu erschüttern. Sie vertraut auf beharrliche Überzeugungsarbeit "als pragmatische Regierungspolitikerin und auf Bundesebene in konstruktiver Oppositionsarbeit, wie beispielsweise beim Ökostromgesetz". Den Vorwurf, sie agiere politisch naiv, kontert sie mit einem Zitat von Konstantin Wecker: "Lieber naiv als korrupt." Natürlich könne sie auch kämpfen, sagt Felipe. "Ich regiere ja manchmal im Widerstand." Kämpfen heiße auf gut Tirolerisch "Arm druckn am Verhandlungstisch". Da gehe es um die besten Argumente. Sie hole sich diese von der Zivilgesellschaft und von Expertinnen und Experten.

Klimaveränderung einbremsen

Bei den Wandertouren fordert sie nachdrücklich Klimaschutzmaßnahmen ein: keine Verbrennungsmotoren mehr ab 2030, ein Öffi-Ticket für ganz Österreich als Alternative zum Privatauto, klare Rahmenbedingungen für die Industrie. Aufzeigen müsse man die Bedrohung durch den Klimawandel, aber auch die Chancen, die Veränderung einzubremsen.

Die Bedrohung sei nicht theoretisch, verweist Felipe auf die Unwetter dieses Sommers: Drei Tiroler Gemeinden waren wegen verschmutzter Quellen ohne Trinkwasser, mussten von der Feuerwehr versorgt werden. "Wer hätte jemals gedacht, dass bei uns Trinkwasser knapp werden könnte?", warnt Felipe vor Unbekümmertheit. Sie zählt auf die Jungen: Klimaschutz soll Teil der Bildungsarbeit werden. Mit Klimakonferenzen für Kinder, Naturparkschulen will sie junge Menschen sensibilisieren, "damit sie zu Klimabotschaftern werden".

Die nächsten Touren (Termine werden via Facebook veröffentlicht) führen zum Kaiserhaus bei Brandenberg Tirol, in Salzburg in die Loferer Steinberge. In Kärnten wandert sie um den Ossiacher See. Mit welcher Gruppe der gespaltenen Kärntner Grünen? "Mit dem Rolf Holub, da hab ich meine Präferenzen", stellt sie klar. Den Schlusspunkt setzt sie mit dem Großglockner. Der fehlt der Grünen-Chefin noch in der Gipfelsammlung. (Jutta Berger, 17.8.2017)