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Einer der Angreifer wurde beim Schusswechsel mit der Polizei getötet.

Foto: REUTERS/Stringer
Grafik: APA


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Barcelona/Wien – Jetzt hat es auch Spanien getroffen. Am Donnerstagnachmittag raste ein Lieferwagen in der katalanischen Hauptstadt Barcelona in eine Menschenmenge. Es handle sich um einen Terroranschlag, erklärte die katalanische Autonomiepolizei Mossos d'Esquadra. Der "Islamische Staat" reklamierte in den sozialen Medien die Tat für sich. Mindestens 13 Menschen wurden dabei getötet, rund 80 verletzt. Die Behörden gehen aber davon aus, dass bis zu 100 Menschen verletzt wurden, viele leicht Verletzte hätten sich nicht in ärztliche Behandlung gegeben.

Das Attentat fand auf der bei Touristen und Einheimischen beliebten Flaniermeile Las Ramblas (auch die Singularform La Rambla ist gebräuchlich) statt, die die Stadt Richtung Hafen durchzieht.

Die ersten Berichte über die Tat waren lange verwirrend und widersprüchlich: Zunächst hatte es geheißen, im Lieferwagen sei ein Täter gesessen, später war von zweien die Rede. Sie seien anschließend zu Fuß geflohen. Ein Mann, der am Abend eine Straßensperre der Polizei durchbrach und dabei getötet wurde, soll nicht mit der Tat im Zusammenhang stehen. Eine Geiselnahme im Zentrum Barcelonas , über die spanische Medien berichteten, fand nie statt.

Zwei Festnahmen

Bisher wurden zwei Personen im Zusammenhang mit der Tat festgenommen. Ein spanischer Staatsbürger im rund 100km entfernten Alcanar und ein Marokkaner in der Stadt Ripoll nördlich von von Barcelona. Bei beiden Verdächtigen soll es sich aber nicht um die Fahrer des Tatfahrzeuges handeln. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit einer Explosion in Alcanar am Mittwoch, bei der eine Person ums Leben gekommen ist. Spanische Medien sind bisher davon ausgegangen, dass es sich um eine Gasexplosion gehandelt hat. Die Behörden sehen aber Verbindungen zu dem Anschlag am Donnerstag.

Das Tatfahrzeug wurde – so erste Ermittlungsergebnisse – in der spanischen Exklave Melilla an der marokkanischen Nordküste angemietet. In dem weißen Lieferwagen fand die Polizei einen spanischen Ausweis, ausgestellt auf einen Mann mit nordafrikanischem Namen, der einer der beiden Festgenommenen ist. Er soll sich gestellt haben und behauptet, seine Ausweispapiere wurden gestohlen.

Zickzack durch Las Ramblas

Augenzeugen schilderten, wie das Tatfahrzeug einen halben Kilometer die Ramblas entlanggefahren sei, und zwar auf der breiten Fußgängerzone, die in der Mitte der Straße liegt. Zwischen Kiosken und Gartenlokalen soll es in Schlangenlinie gefahren sein und dabei alles überfahren haben, was ihm in den Weg kam. Erst vor dem Liceu-Theater kam das Fahrzeug zum Stehen. Zum Zeitpunkt des Anschlags befanden sich Tausende von Einheimischen, aber vor allem Touristen auf der Flaniermeile. Drei deutsche und eine Belgiern sind unter den Todesopfern. Bis zum Donnerstagabend hatte das Außenministerium in Wien keine Hinweise auf Österreicher unter den Opfern.

Mehrere Überlebende berichteten von zahlreichen Menschen, die überfahren worden seien. Bilder zeigten einen weißen Lieferwagen, dessen Front eingedrückt war. Der Kühler und die Motorhaube wurden bei der Fahrt völlig zerstört. Videos in den sozialen Netzwerken zeigten schreckliche Szenen von blutüberströmten Menschen mit schmerzverzerrten Gesichtern – und von Passanten, die den Verletzten ohne Umschweife halfen.

Die Polizei forderte die Bevölkerung auf, die Altstadt zu meiden. U-Bahn und Nahverkehrszüge fuhren die innerstädtischen Haltestellen nicht mehr an. Ein nahegelegenes Kaufhaus wurde geräumt. Das Fremdenverkehrsamt der Stadt Barcelona brachte diejenigen Urlauber in Hotels außerhalb der Innenstadt unter, die wegen der Polizeisperren nicht in ihre Unterkunft zurückkehren konnten. Taxifahrer boten kostenlose Fahrten für die Betroffenen an.

Die Spitäler in Barcelona forderten die Bevölkerung zum Blutspenden auf. Alle kulturellen Aktivitäten abgesagt. Auch in der spanischen Hauptstadt Madrid wurden Checkpoints eingerichtet.

Nicht überraschend

Zumindest für die spanischen und katalanischen Behörden kam die Tat nicht völlig überraschend. Laut El Periódico soll der US-amerikanische Geheimdienst CIA bereits vor zwei Monaten gewarnt haben, dass Barcelona zum Ziel radikaler Islamisten werden könnte. Das Attentat trifft Katalonien in einem kritischen Augenblick. Die Autonomieregierung bereitet für den 1. Oktober ein Votum über die Unabhängigkeit der Region vor, das Madrid verbieten will.

Dass die Flaniermeile Las Ramblas zum Ziel eines Anschlags werden könnte, war nach einer Warnung der CIA schon befürchtet worden. Am Donnerstag rasten Angreifer mit einem Kleinwagen die Fußgängerzone entlang und töteten mehr als ein Dutzend Menschen. (red, 17.8.2017)

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