Ein Stück Bewusstsein für die Veränderungen, die im Zuge der Digitalisierung und Robotisierung auf die Gesellschaft zukommen, soll ein nun erstmals im Zuge der Alpbacher Technologiegespräche (24.-26. August) erscheinendes Jahrbuch schaffen. Als "einen Ton in einem Wake-up-Call" will das der Aufsichtsratschef des Austrian Institute of Technology (AIT), Hannes Androsch, verstanden wissen.

Auswirkungen der Digitalisierung

Seit einiger Zeit sei greifbar, wie groß die Auswirkungen der stark voranschreitenden Digitalisierung auf fast alle Lebensbereiche bereits sind und weiter sein werden, so Androsch am Donnerstagabend vor Journalisten in Wien. Heuer stehe etwa das Zehn-Jahres-Jubiläum des Smartphones an. Damals sei es von manchen als "Kuriosität" beäugt worden, mittlerweile nutzen diese Technologie über zwei Milliarden Menschen täglich. Für Androsch, der auch als Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) fungiert, nur ein Anzeichen, wie rasch die Gesellschaft in das Zeitalter der Digitalisierung gewechselt ist.

Österreich hinke etwa bei der digitalen Infrastruktur sowie bei der Berücksichtigung dieses umfassenden Trends im Bildungsbereich nach. Dass es "uns trotzdem gut geht", liege daran, dass man an der wirtschaftlichen Verwertung früherer Verdienste noch gut verdiene. "Man kann aber nicht nur von der Speckkammer leben", sagte Androsch, der Herausforderung "müssen wir uns stellen".

Das gelte für viele Lebensbereiche, die man alle im Rahmen des Buches mit dem Titel "Technologie im Gespräch – Discussing Technology 2017" abzubilden versuche, so der Wissenschaftsjournalist Martin Kugler, der federführend an der Neuerscheinung mitgewirkt hat, die in Alpbach alle Teilnehmer der Technologiegespräche erhalten. So kann der Auftakt für die Buchreihe, die zukünftig jährlich anlässlich des Forums erweitert werden soll, mit Beiträgen von und mit namhaften Experten, wie dem Soziologen und Computerwissenschafter Dirk Helbing, dem Automatisierungstechniker Andreas Kugi oder der Bildungspsychologin Christiane Spiel aufwarten.

"Größte Experiment der Menschheit"

"Wir sehen vor lauter Innovationsbäumen den Wald nicht mehr", umriss der Direktor des Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK), Christoph Thun-Hohenstein, seine auch im Buch vertretene Sicht auf die aktuelle Situation. Momentan stecke man im "größten Experiment der Menschheit", das noch dazu in unglaublicher Geschwindigkeit ablaufe, so der Museumsdirektor, dessen Haus sich beispielsweise in der aktuellen Ausstellung "Hello, Robot" intensiv mit Digitalisierung und Robotik auseinandersetzt.

"Business as usual" könne man sich angesichts der digitalen "Totaltransformation" nicht mehr leisten. In den aktuellen Wahlkämpfen in Österreich und Deutschland spiele die um sich greifende algorithmische Sicht auf den Menschen jedoch erstaunlicherweise bisher keine Rolle. Es würden vor allem alte Konzepte verhandelt. Nun gehe es aber darum, Strategien zu entwickeln, um die Digitalisierung, mit ihren sich bietenden Chancen, für die Menschheit zu nutzen, sagte Thun-Hohenstein.

Der Mensch lebe immer mehr in digitalen Kontexten und werde so zunehmend "durchwachsen mit Technologie", konstatierte auch Manfred Tscheligi vom Center for Technology Experience am AIT. Vielfach werde aber bei der Entwicklung mancher Technologien nicht ausreichend darauf geachtet, welche Erfahrungen die potenziellen Nutzer dann damit machen, so der Forscher, der ebenfalls für einen Beitrag verantwortlich zeichnet. (APA, 18.8.2017)