Josef Manola steht auf der Puerta del Sol, 504,40 Kilometer vom Anschlagsort entfernt.

Screenshot

Dass sich der ORF gut fünf Stunden lang nicht dazu in der Lage sieht, irgendeinen der auf den diversen Nachrichtenkanälen zwischen NTV, BBC, CNN und N24 längst noch vor dem Hauptabend befragten "Augenzeugen" oder "Journalisten vor Ort" zumindest für die "ZiB 2" aufzustellen, spricht Bände.

Es reicht leider nicht, mittels Insert so wie schon zuvor um 19.30 Uhr in der "ZiB 1" einen "Josef Manola aus Spanien" live einzublenden. Der steht offensichtlich auf der Puerta del Sol. Das Sonnentor liegt im Zentrum des von Barcelona in der Luftlinie 504,40 Kilometer entfernten Madrid. Von dort, also "aus Spanien", berichtet der arme Kollege darüber, was er im Internet bei den spanischen Kollegen von "El Pais" gelesen hat. Warum nicht ehrlich sein?

ORF

Singuläre Thesen

Das kann, so wie im Fall von BBC World News, im Fernsehen durchaus funktionieren. Allerdings sollte man die Produktionsbedingungen transparent machen und im konkreten Fall einen Londoner Redakteur mit Laptop ins Londoner Nachrichtenstudio stellen, der der spanischen Sprache mächtig ist und die Hauptmoderatorin ständig mit aktualisierten spanischen (Lokal-)Nachrichten aus dem Web versorgt. De nada!

Auch die im ORF geäußerte These, dass die Polizei in Barcelona "chaotisch" auf den Terroranschlag vom Donnerstag reagiert habe, ist eine ziemlich singuläre. Auf sämtlichen anderen Kanälen wurde die offenbar umsichtige Arbeit der katalanischen Exekutive gelobt.

Dass jetzt 2017 aktuell auch Spanien ein Terrorziel sei, wurde von diversen Nachrichtenkanälen übrigens auch ziemlich lange behauptet. Aber der baskische Terror oder der Anschlag auf die Züge in Madrid 2004 mit insgesamt 192 Toten sind ja schon eine Weile her. (Christian Schachinger, 18.8.2017)