In Berlin gibt es nun ein "Fedidwgugl"-Haus – Nach dem CDU-Slogan: "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben".

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"Die Wirtschaft ist das Herzstück. Erfolgreiche Wirtschaft pumpt wie ein Herz Blut in alle Teile des Körpers", sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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Den Besucher erwarten im "Fedidwgugl"-Haus allerlei Spielereien.

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"Ich schreibe mal, was ich mit Europa verbinde", kündigt Angela Merkel an. Wenig später erscheint das Wort "Freiheit" am Sternenhimmel.

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Es klingt, als ob "Google" drinstecken würde. Aber auch nicht ganz. "Fedid", das könnte sich auf "fertig" beziehen. Alles falsch. Der merkwürdige Begriff "Fedidwgugl", der unter #fedidwgugl bereits durch das Netz geht, ist eine simple Abkürzung: "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben." Es ist der Slogan, mit dem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundestagswahlkampf punkten will. Irgendwer in der CDU-Wahlkampfzentrale hat dann fedidwgugl draus gemacht und so schon einmal die oberste Maxime von Werbern berücksichtigt: "Schaffe Aufmerksamkeit."

Muss man das "singen oder pfeifen", fragt jemand? Gelästert wird auch, dass sich eine Partei, die ein solches Wort kreiert, ihres Wahlsieges sehr sicher sein müsse. Und CDU-Generalsekretär Peter Tauber versichert: "Nein, ich bin nicht auf der Tastatur eingeschlafen. Und nein, es ist auch keine Katze über die Tastatur gelaufen."

Wahlprogramm zum Anfassen

In Berlin gibt es nun sogar ein ganzes "Fedidwgugl"-Haus. Es steht im Bezirk Mitte, wurde 1906 erbaut, beherbergte früher ein Warenhaus und gehört heute zu den angesagtesten Event-Locations im typischen Berliner Schlampig-&-abgeranzt-Style. Die CDU hat es gemietet und zeigt bis zum Wahltag am 24. September dort ihr Wahlprogramm zum Anfassen. Täglich kann jeder, der Lust hat, bis 22 Uhr einfach reingehen und sich umsehen.

"Die Begeisterung, ein Wahlprogramm zu lesen, hält sich ja in Grenzen", sagte Merkel bei der Eröffnung des Hauses. Also hat die CDU jene Themen, die ihr wichtig sind, anschaulich ins Haus gepackt. Gleich in der Eingangshalle hängt ein Herz, das als groß zu bezeichnen eine Untertreibung wäre. Es ist megariesig, hat 750 Kilogramm und ist mit blutrotem Samt überzogen. "Die Wirtschaft ist das Herzstück. Erfolgreiche Wirtschaft pumpt wie ein Herz Blut in alle Teile des Körpers", erklärt Merkel. Auf riesigen Monitoren sind die wirtschaftlichen Erfolge der Ära Merkel verzeichnet: weniger Arbeitslose, mehr Einnahmen für den Staat.

Das ist ja auch die zentrale Botschaft in Merkels Wahlkampf: So soll es weitergehen. Vertraut mir, dann wird es so weitergehen.

Botschaften und Zukunftswünsche

Auch sonst erwarten den Besucher im Haus allerlei Spielereien. Er kann seine Zukunftswünsche auf einen Zettel schreiben, ein Roboter überträgt dies auf ein Blatt Papier und klebt die Botschaft ans Fenster. Eine Kuppel mit Sternenhimmel gibt es auch, der steht für Europa. "Ich schreibe mal, was ich mit Europa verbinde", sagt Merkel und tippt ihren Namen sowie das Wort "Freiheit" in einen Computer. Als beides am künstlichen Firmament erscheint, nickt Merkel zufrieden: "Es erinnert daran, dass Europa nicht nur Cent und Euro ist."

Vor einem großen Spiegel könnte man auch noch Selfies machen, auf denen die Emojis gleich dazugefügt werden. Hätte man natürlich gern gesehen, wenn Merkel automatisch ein Smiley verpasst wird. Aber der Programmpunkt muss an diesem Freitag wegen des Anschlags in Barcelona ausfallen. Merkel ist nicht nach Grinsen. Sie wird aber vielleicht noch Gelegenheit haben, denn bis zur Wahl will die CDU all ihre Vorstands- und Präsidiumssitzungen im "Fedidwgugl"-Haus abhalten.

Da stellt man sich doch vielleicht auch mal bei den neuen Nachbarn vor. Spontan also beschließt Merkel nach der Eröffnung, noch ein paar Läden in der Umgebung aufzusuchen. Ihr Sicherheitspersonal wird kurz hektisch, aber im Eisladen, einer Kneipe, einem Designladen und einem Geschäft für Kinderbekleidung hingegen ist man angetan. Bevor die Kanzlerin wieder davonrauscht, spricht sie noch einen Briefträger an. Es gebe da jetzt dieses Haus, in dem man das CDU-Parteiprogramm ganz neu erleben könne. "Vielleicht mögen Sie mal vorbeischauen." Die Begeisterung des Angesprochenen hält sich jedoch in Grenzen. "Hmm", sagt er, "das muss ich erst mal mit meiner Frau abquatschen." (Birgit Baumann aus Berlin, 18.8.2017)