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Podcasts mit feministischen Inhalten sind auf dem Vormarsch.

Foto: Reuters/SUZANNE PLUNKETT

Wen es nicht stört, in der U-Bahn einen Lachanfall zu bekommen oder gedankenverloren die richtige Haltestelle zu verpassen, sollte beginnen, unterwegs Podcasts zu hören. Gerade wenn man die Musik am Handy schon in- und auswendig kennt oder man Lust hat, nebenbei etwas Neues zu lernen, eignen sich die online abonnierbaren Audiodateien beispielsweise im Kampf gegen Langeweile in den Öffis.

Feminismus und Repräsentation von Minderheiten

Auch wenn das Unterhaltungsmedium nicht neu ist, erstmals aufgetaucht sind Podcasts vor mehr als zehn Jahren, hat seine Popularität nach einem anfänglichen Hype zwischenzeitlich nachgelassen. In den letzten zwei bis drei Jahren erfreuen sich Podcasts jedoch neuer Beliebtheit. Der Podcast "Serial" rund um die reale Ermordung einer amerikanischen Schülerin gilt als einer der erfolgreichsten und führte lange Zeit alle Download-Charts an. Doch seit dessen Erstausstrahlung Ende 2014 hat sich die Podcast-Landschaft verändert – Angebot und Vielfalt sind stark angestiegen.

Nach wie vor kommen viele der bekanntesten Podcasts aus den USA und werden von Männern gemacht. Doch vor allem seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ist der Aktivismus rund um die Rechte von Frauen und Mitgliedern der LGBTQ+ Community lauter geworden. Und Podcasts, die marginalisierten Gruppen eine Plattform und Stimme geben, scheinen sich unter anderem deshalb immer größerer Beliebtheit zu erfreuen.

Doch auch außerhalb der USA, beispielsweise in Großbritannien oder Deutschland, gibt es Podcasts, die sich mit solchen Themen auseinandersetzen. Das Angebot an deutschsprachigen und konkret österreichischen Podcasts ist im Moment aber noch sehr beschränkt, gerade bezüglich feministischer Themen findet man hierzulande daher kaum etwas.

Hier nun ein Überblick aus der Redaktion über unterhaltsame und feministische Podcasts:

"2 Dope Queens" und "Sooo many white guys": Der Podcast "2 Dope Queens" gehört seit seinem Debüt im April 2016 zu einem der beliebtesten Comedy-Podcasts. Phoebe Robinson, Komikerin und Schauspielerin, und Jessica Williams, bekanntgeworden durch die "Daily Show mit Jon Stewart", diskutieren dabei seit mittlerweile drei Staffeln über Themen wie intersektionalen Feminismus – die beiden sind selbst Afroamerikanerinnen –, ihr Leben in New York City und die aktuelle politische Lage in den USA. Die Mischung aus Stand-up-Comedy und Themen wie Rassismus und Frauenrechte macht den Podcast zu einem Sprachrohr für Feminismus und Diversität.

Die Episoden werden vor einem Livepublikum in Brooklyn aufgezeichnet. In jeder Folge gibt es andere Gäste. Meist sind es Stand-up-Comediens unterschiedlichster Herkunft, Hautfarbe und sexueller Orientierung. Abgesehen von ihren Gästen sind auch Williams und Robinson Expertinnen in Sachen Unterhaltung, was die einstündigen Podcasts sehr kurzweilig und witzig macht.

Seit Juni 2016 moderiert Robinson auch einen Solo-Podcast namens "Sooo many White Guys". Sie will damit gegen die vorherrschende Dominanz weißer Männer in der Comedy-Szene ankämpfen und vor allem Menschen, die eben nicht weiß und männlich sind, eine Plattform geben. Mit der Komikerin und Schauspielerin Margaret Cho, Tochter koreanischer Einwanderer, spricht Robinson beispielsweise über sexuelle Orientierung und Beziehungen, den Übergang in die Menopause und Rassismus in der Popkultur.

Popaganda und Backtalk: Der unabhängige Verlag Bitch Media ist seit seiner Gründung 1995 ein wichtiger Anker für die feministische Auseinandersetzung mit Popkultur. Neben dem gleichnamigen Magazin des Verlags gibt es auch zwei Podcasts, "Popaganda" und "Backtalk". Beide Sendungen setzten sich dabei auch mit mitunter sehr politischen Themen auseinander. Dabei sind die Rechte der LGBTQ+ Community und Themen wie Rassismus und Diskriminierung, vor allem in Bezug auf die USA, wichtige Faktoren.

In "Backtalk" besprechen die beiden Moderatorinnen Amy und Dahlia Phänomene der Popkultur, aber immer mit Bezug zu Feminismus und Sexismus in der Unterhaltungsbranche. In einer der aktuelleren Folgen thematisieren die beiden beispielsweise Revenge Porn und die Gehaltsunterschiede in Hollywood für Frauen und nichtweiße SchauspielerInnen. In "Popaganda" diskutiert die Journalistin Sarah Mirk in regelmäßigen Abständen mit mehreren Gästen über ein übergeordnetes Thema, sei es der Umgang mit den eigenen Wurzeln, Body-Positivity oder Tipps, wie man Kinder mit feministischen Idealen großziehen kann.

The Guilty Feminist: Die britische Komikerin Deborah Frances-White hat gemeinsam mit ihrer dänischen Kollegin Sofie Hagen im Dezember 2015 den Podcast "The Guilty Feminist" ins Leben gerufen. Jede Folge beginnt mit kurzen Anekdoten der Moderatorinnen und ihren Gästen mit den Worten "I'm a Feminist, but …" und darauffolgenden Erzählungen von Momenten, in denen die Anwesenden trotz ihres Feminismus Dinge getan oder gedacht haben, die dem feministischen Ideal nicht ganz entsprechen. Ganz generell sind die eigenen Unzulänglichkeiten und Zweifel im Kampf gegen Sexismus im Alltag und in den Medien immer Thema des Podcasts.

Die Gäste der wöchentlichen Sendung kommen dabei aus den verschiedensten Bereichen und diskutieren vor einem Livepublikum. Die Themen reichen von Körperbehaarung über Stereotype hin zu politischem Aktivismus. In einer Folge nähern sich die Feministinnen beispielsweise im Gespräch mit der muslimischen Komikerin Sadia Azmat den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen bezüglich Kleidung in der Öffentlichkeit an. In einer anderen Episode diskutieren sie über ihre Erfahrungen als Frauen, die sich bewusst gegen Kinder entschieden haben.

Der Podcast besticht dabei durch den trockenen und sarkastischen Humor von Frances-White, und auch wenn sie sich selbst nicht allzu ernst nimmt, geht sie mit ausreichend Einfühlsamkeit auf sensible Themen und ihre Gäste ein. Aktuell gibt es bereits mehr als 60 Folgen des Formates, durch das Frances-White mittlerweile mit wechselnden Komoderatorinnen führt.

Women of the Hour: Was wäre ein Artikel über Popkultur und Feminismus ohne Lena Dunham ("Girls"). "Women of the Hour" ist ein von BuzzFeed produzierter Podcast, der von der Schauspielerin und Autorin moderiert wird. So wie auch sonst bei Dunhams Arbeit ist auch bei ihrem Podcast Feminismus das Thema, das über allen anderen steht. Zu den prominenten Gästen in der Show zählen unter anderem die Autorin Zadie Smith, Dunhams "Girls"-Kolleginnen und die Schauspielerin Emma Stone.

In einem sehr persönlichen Interview spricht Dunham mit ihrer Mutter, der Künstlerin Laurie Simmons, über ihre Karriere. In der Episode "Sickness and Health" berichtet Dunham von ihrer eigenen Geschichte mit der chronischen Erkrankung Endometriose und dem langen Weg zu einer Diagnose.

Besonders viel Aufregung gab es jedoch rund um die Folge "Choice", in der es um Wahlfreiheit in Sachen Verhütung und Familienplanung geht. Mit ihrer Aussage, sie wünschte, selbst einmal eine Abtreibung gehabt zu haben, zog sich Dunham den Zorn vieler in den sozialen Medien zu. In einer langen Entschuldigung auf Instagram erklärte sie daraufhin, wie die Aussage gemeint war, und sicherte mehreren "Pro-choice"-Organisationen finanzielle Unterstützung zu.

Unabhängig davon ist der Podcast zwar sicherlich vor allem für Fans von Dunham und "Girls" besonders geeignet, aber aufgrund der spannenden Gäste und ihrer unterschiedlichen Sicht auf die Dinge lohnt es sich auch für Nichtfans, "Women of the Hour" eine Chance zu geben.

She Who Persisted: Der relativ neue und feministische Podcast "She Who Persisted" ist zwar englischsprachig, aber eine der vier Moderatorinnen, Beatrice Frasl, ist Österreicherin, und die angesprochenen Themen haben daher immer wieder auch einen Bezug zu Österreich. Wie zum Beispiel in der zweiten Ausgabe des Podcasts, in der es um Frauen in der akademischen Welt geht.

Der Podcast erscheint alle ein bis zwei Wochen und die Gespräche laufen in sehr lockerer Atmosphäre ab, hin und wieder gibt es auch Interviews. Bei "She Who Persisted" werden verschiedenste Themen abgedeckt, unter anderem Schwangerschaftsängste und postpartale Depression oder Homosexualität und die Bibel.

Lila Podcast: Der "Lila Podcast" ist ein deutscher Feminismus Podcast und erscheint etwa alle zwei Wochen. Gegründet haben ihn die Journalistinnen und Autorinnen Susanne Klingner, Katrin Rönicke und Barbara Streidl. Der Podcast behandelt feministische Themen, deutsche Politik und auch Popkultur. Anhand der Gerichtsverfahren rund um Gina-Lisa Lohfink in Deutschland und den Schwimmer Brock Turner in den USA setzen sich die Moderatorinnen beispielsweise mit dem Problem der "rape culture" auseinander. Jede Folge des Podcasts ist mit Links und Informationen illustriert, sodass die angesprochenen Themen auch ohne Vorwissen klar verständlich sind.

Feuer und Brot: In dem rund einstündigen, ebenfalls deutschen Podcast "Feuer und Brot" diskutieren die Freundinnen Alice und Maxi, was sie gerade bewegt und interessiert. Dabei stellen sich die beiden jungen Frauen unter anderem Fragen wie "Kann man Feministin sein und Deutsch Rap hören?" und sie beschäftigen sich mit Themen wie Menstruation und Feminismus als Modetrend. Momentan gibt es 15 Folgen des Podcasts. (Julia Sahlender, 29.8.2017)