Wien – Zwei Monate vor der Nationalratswahl hat die SPÖ leicht an Terrain gewonnen, die Grünen aber sind weit zurückgefallen. Das sind die Hauptergebnisse des "ATV Österreich Trend", für den der Wahlforscher Peter Hajek 700 Wahlberechtigte befragt hat.

509 davon haben bei der Sonntagsfrage eine Wahlpräferenz angegeben, woraus Hajek errechnet, dass die ÖVP derzeit auf 32 Prozent kommt, die SPÖ auf 27 und die FPÖ auf 24. Was auf den ersten Blick nach einem sicheren ÖVP-Sieg aussieht, muss aber keiner sein, erläutert Hajek. Zwar spricht auch er davon, dass "die Liste Kurz nach wie vor ihren Respektabstand auf SPÖ und FPÖ" hält. Statistisch ist der Abstand zur SPÖ bei einer Schwankungsbreite, die Hajek in diesem Bereich mit 3,7 Prozent annimmt, jedoch nicht signifikant.

SPÖ gefestigt, ÖVP dennoch vorn

Das heißt übersetzt: Es könnte sein, dass die ÖVP nur auf etwa 28 Prozent kommt, die SPÖ aber auf über 30. Und dass die FPÖ ebenfalls an die 28 Prozent herankommen würde. Hajek interpretiert für den Privatsender ATV: "Die SPÖ zeigt sich im Vergleich zu den Vorwochen etwas gefestigter, was auf den Re-Start im Wahlkampf ("Holen Sie sich, was Ihnen zusteht") zurückzuführen sein könnte. Die Umfrage wurde bis Mittwoch, den 16. August durchgeführt. Das heißt, ein Teil der Befragten wurde während der Causa Silberstein interviewt. Es ist aber davon auszugehen, dass etwaige Auswirkungen auf die SPÖ-Wählerschaft nur gering waren."

Die Wahl ist jedenfalls längst nicht entschieden. Und: 17 Prozent geben an, dass sie noch unentschlossen sind, wen sie am 15. Oktober wählen wollen.

Grüner Wiedereinzug ins Parlament gefährdet

Auffallend ist, was sich im Spektrum der kleinen Parteien tut: Die Grünen haben im Vergleich zur Juni-Welle massiv nachgegeben und liegen in den Rohdaten erstmals einen Prozentpunkt hinter den Neos. Hajek errechnet für die Grünen nur mehr fünf Prozent, für die Neos sind es sechs. Bei diesen kleineren Werten beträgt die Schwankungsbreite zwei Prozentpunkte, was im für die Grünen schlechtesten Fall bedeuten könnte, dass sie nicht im Nationalrat vertreten wären.

Auch die Liste Pilz ist mit vier Prozent (ebenfalls plus/minus zwei Prozentpunkte) nach aktuellen Daten nicht sicher im Parlament vertreten.

Weitere Fragen, die für den "ATV Österreich Trend" gestellt wurden, betreffen die Fairness im angelaufenen Wahlkampf. Eine Mehrheit von 55 Prozent ist der Meinung, dass der Wahlkampf im Großen und Ganzen fair verläuft, nur jeder Zehnte sagt, er wäre sehr schmutzig. Auf die Frage, welche Partei zu schmutzigen Tricks greife, nennen 21 Prozent die FPÖ, 15 die SPÖ, neun die Liste Kurz und sieben die Grünen.

Bei Wirtschaftskompetenz ist ÖVP unschlagbar voran

Und noch etwas hat Hajek erhoben: Die SPÖ kann vor allem mit den Themen Pensionen (32 Prozent), Arbeitsplätze (28 Prozent), Steuersenkung und höhere Löhne (28 Prozent) punkten.

Eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts wird dagegen vor allem der ÖVP zugetraut – mit 35 Prozent der Nennungen ist das überhaupt die am stärksten wahrgenommene Kompetenz irgendeiner Partei. Auffallend ist auch, dass der Volkspartei in Bereichen, die als FPÖ-Themen gelten, mehr zugetraut wird als den Freiheitlichen. Das trifft auf den Komplex Sicherheit und Terrorbekämpfung (ÖVP 28, FPÖ 25) ebenso zu wie auf das Feld Flüchtlinge und Integration (ÖVP 26, FPÖ 23).

48 Prozent sehen keine Partei, die die Staatsschulden senken könnte, am ehesten wird die ÖVP (24 Prozent) genannt. (Conrad Seidl, 18.8.2017)