Washington – Nach seinem Abgang als Chefstratege im Weißen Haus will Steve Bannon seine ultrarechten Ziele weiter offensiv verfolgen. Er werde weiterhin gegen die Widersacher von US-Präsident Donald Trump "in den Krieg" ziehen, sagte Bannon der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der 63-Jährige kehrte noch am Freitag an die Spitze des ultrarechten Internetportals "Breitbart News" zurück.

Nur wenige Stunden, nachdem das Weiße Haus sein Ende als Trumps Chefstratege verkündet hatte, machte Bannon in dem Interview deutlich, dass weiterhin mit ihm zu rechnen sei. Seine Kampfansage richte sich an alle Gegner Trumps, "im Kapitol, in den Medien, in Amerikas Unternehmen", sagte er. "Trumps Präsidentschaft, für die wir gekämpft und gesiegt haben, ist vorbei", sagte Bannon weiter. Doch sei er immer noch Teil einer "riesigen Bewegung" und werde gemeinsam mit ihr weiter kämpfen.

"Neue politische Ordnung"

Bannon hatte zu Beginn von Trumps Präsidentschaft eine "neue politische Ordnung" angekündigt. Er ist eine Galionsfigur der rassistischen, einwanderungsfeindlichen und antisemitischen Alt-Right-Bewegung, die sich als Alternative zum konservativen Establishment in den USA versteht und den Rechtspopulisten Trump im Wahlkampf unterstützt hatte. Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Bannons Lager und den moderateren Kräften sollen maßgeblich zum Chaos im Weißen Haus beigetragen haben.

Seit einiger Zeit wuchs der Druck auf Trump, seinen Chefstrategen zu entlassen. Ihren Höhepunkt erreichte die Kritik, nachdem Trump die rechtsextreme Gewalt vor einer Woche in Charlottesville relativiert hatte. Doch auch der Präsident selbst soll über Bannon verärgert gewesen sein – vor allem über dessen Beharren darauf, die Verantwortung für Trumps Wahlsieg für sich zu beanspruchen.

Laut "Breitbart News" übernahm Bannon noch am Freitag wieder die Führung des Internetportals, die er auch vor seinem Wechsel in Trumps Wahlkampf-Team innehatte. "Die populistisch-nationalistische Bewegung ist heute viel stärker geworden", erklärte Chefredakteur Alex Marlow. Das Medium habe nun einen Chef "mit dem Finger am Puls der Trump-Agenda".

Ob Trump mit dem Ausscheiden seines Chefstrategen den Aufruhr um seine Reaktion auf die rechtsextreme Gewalt von Charlottesville beenden kann, ist jedoch fraglich. Obwohl ein junger Neo-Nazi offenbar absichtlich in eine Gruppe Gegendemonstranten gerast war und dabei eine 32-Jährige getötet hatte, gab der Präsident wiederholt beiden Seiten die Schuld und stellte damit die Gegendemonstranten auf eine Stufe mit Neo-Nazis, Alt-Right-Bewegung und Ku Klux Klan.

"Hasserfüllte Rhetorik"

Aus Protest über seine Äußerungen traten immer mehr Wirtschafts- und Industrieführer als Trumps Berater zurück, bis er zwei Beratergremien von sich aus auflöste. Wegen Trumps "hasserfüllter Rhetorik" löste sich dann am Freitag der Ausschuss für die Künste und Geisteswissenschaften selbst auf. Kurz darauf verließ ein erster Kirchenführer den evangelikalen Beirat des Präsidenten: Der Chef der überkonfessionellen Kirche Christian Cultural Center, der Afroamerikaner A.R. Bernard, warf Trump im Sender CNN mangelnde Führungsstärke und fehlende Prinzipientreue vor.

Die Mutter des 32-jährigen Opfers von Charlottesville lehnte unterdessen ein Gespräch mit Trump ab. Dem Fernsehsender ABC sagte sie, der US-Präsident könne seine Äußerung nicht einfach wegwischen, indem er ihre Hand schüttele und erkläre: "Es tut mir leid". Der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney forderte Trump auf, sich "zum Wohle des Landes" für seine relativierenden Äußerungen zu entschuldigen.

James Murdoch, der Chef von 21st Century Fox und Sohn von Trumps Unterstützer Rupert Murdoch, kündigte an, eine Million Dollar für die Anti-Defamation-League zu spenden, die sich gegen Antisemitismus einsetzt.

Auch der milliardenschwere Investor Carl Icahn gab seinen Rücktritt als Trumps Sonderberater für Deregulierung bekannt. Als Grund gab der 81-Jährige allerdings an, er wolle nicht, dass die Kontroversen um seinen Posten Trump schadeten. (APA, 19.8.2017)