Berlin/Schwechat/Wien – Allgemein wird nach der Pleite von Air Berlin vor einer zunehmenden Marktmacht der AUA-Mutter Lufthansa gewarnt. Deren Dominanz werde zu weniger Konkurrenz und damit steigenden Preisen führen, so die These. Der Schweizer Airline-Berater Gerd Pontius sieht das anders. Er rechnet mit mehr Druck der Billigairlines und daher mehr Konkurrenz.

Nach der Insolvenz von Air Berlin werden Billig-Airlines versuchen, sich neue Märkte in Zentraleuropa und vor allem in Deutschland zu erschließen. Das verschärft den Wettbewerb. Profitieren dürften die Kunden. "Wir werden jetzt ein Hauen und Stechen zwischen den Airlines erleben", prognostiziert der deutsche Airline-Berater Gerd Pontius im Interview mit der "Zentralschweiz am Sonntag".

Lufthansa als Gewinnerin

Die Lufthansa wird derzeit zwar als Gewinnerin der Insolvenz von Air Berlin gehandelt. Doch Pontius stellt in Frage, ob dies langfristig der Fall sein wird. Zwar habe die Lufthansa einen Konkurrenten weniger, aber im Kampf gegen Billig-Airlines in Deutschland habe sie niemanden mehr an ihrer Seite, so Pontius.

"Norwegian, Easyjet, Wizzair und Ryanair werden jetzt noch stärker versuchen in Mitteleuropa und vor allem in Deutschland den Markt aufzumischen." Diese Veränderungen am deutschen Flugmarkt werde laut Pontius auch auf die Schweiz ausstrahlen – auf die Lufthansa-Tochter Swiss. "Somit wird über kurz oder lang auch der Wettbewerb für die Swiss rauer werden." Auf längere Sicht könnten deshalb die Kunden der Airlines "auf tiefere Flugpreise hoffen".

Pontius ist führender Kopf der Unternehmensberatung Prologis in Hamburg. Die Firma berät Airlines weltweit zu deren Strategie. Zu den Kunden von Proligis zählen Ryanair, Niki, KLM, Norwegian, British Airways oder TUI. (APA, 20.8.2017)