Die Weinernte in Nordwestitalien ist angelaufen, Finanzinvestoren kommen zunehmend auf den Geschmack des vino italiano.

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Internationale Finanzinvestoren sind auf den Geschmack italienischer Weine gekommen. Der belgische Fonds Atlas Invest hat kürzlich in 32,5 Hektar toskanische Weingärten des Weinguts Poggio Antico im Montalcino-Gebiet investiert. Davor hatte bereits die französische Epi-Gruppe den für die Brunello-Weine bekannten Traditionswinzer Biondi Santi übernommen.

Preise werden keine genannt. Diese sind laut Experten in der Toskana derart in die Höhe geschnellt, dass nur mehr kapitalkräftige Finanzgruppen investieren können.

Winzer Masi mag die Börse

In Venetien hat 2016 die Weingruppe Masi von sich reden gemacht. Masi ist der erste Winzer, der an der Mailänder Börse in dem für Kleinunternehmen vorbehaltenen Segment AIM notiert. Mit Erfolg gründete Masi auch einen Investorenklub, der nun bei Konkurrenten Schule zu machen scheint. Doch Venetien punktet derzeit vor allem mit den Sprudelweinen Prosecco, die im ersten Halbjahr 2017 einen neuen Exportrekord verzeichneten.

Die norditalienische Weinregion Piemont mit ihren renommierten Rotweinen Barolo und Barbaresco steht im Zeichen der Fusionen. Der Winzer Poderi Gianni Gagliardo hat seine 25 Hektar Nebbiolo-Weingärten um weitere 15 Hektar in Asti erweitert. Die Weinkellerei Dacapo von Agliano Terme hat mit Cà ed Balos, ebenfalls in Asti, fusioniert.

Zusammenschlüsse

In der Lombardei hingegen erwarb die Weingruppe Santa Margherita die Weinkellerei Ca Magnol mit 140 Hektar Anbaufläche. Die von Graf Gaetano Marzotto geführte Weingruppe Santa Margherita hat auch kürzlich auf Sardinien die Kellerei Mesa übernommen. Santa Margherita hat innerhalb der vergangenen zehn Jahre den Umsatz auf 157 Millionen Euro mehr als verdoppelt und das operative Ergebnis auf 54 Millionen mehr als verdreifacht.

Qualitätsschub

Marzottos Weinimperium zählt mit weltweit 19 Millionen verkauften Weinflaschen zu den größten privaten Winzergruppen Italiens. "Wir spezialisieren uns zusehends auf das Premiumsegment", sagte der Graf im Gespräch mit dem STANDARD und verwies auf den Erfolg mit dem zum "Luxuswein" avancierten Weißburgunder.

Der Präsident des Winzerfachverbandes Federvini, Sandro Boscaini, sieht in den wachsenden Fusionen und Investitionen die richtige Strategie, damit Italiens stark fragmentierte Weinwirtschaft die "richtige Dimension erhält, um international wettbewerbsfähig zu sein". Für 2017 erwartet Federvini eine bis zu 15 Prozent geringere Weinernte, doch "exzellente Qualität". (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 21.8.2017)