Zehn Interessenten für Air Berlin oder Teile davon gibt es. Mit dieser Ansage hat Thomas Winkelmann, Chef der flügellahmen Fluglinie, am Sonntag eine ziemliche Nebelgranate in der Öffentlichkeit abgesetzt. Denn wer sollte es besser wissen als Winkelmann, dass der Flugplan der Air-Berlin-Insolvenz längst geschrieben ist? Generalstabsmäßig hat die Lufthansa einen Schritt nach dem anderen gesetzt, um ihren Einfluss auszubauen. Winkelmann sorgt dabei für Anschub. Er war fast 20 Jahre lang beim Kranich tätig, bevor der Vertraute von Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Februar zum Konkurrenten wechselte.

Der dritte Verbündete sitzt in Berlin. Mit dem Notkredit der Regierung wurde ein Absturz von Air Berlin verhindert. Um zu vermeiden, dass Passagiere stranden, wie es hieß. Wie nobel. Tatsächliches Hauptmotiv der Hilfe ist zu verhindern, dass die Flugrechte von Air Berlin neu verteilt werden müssen. In diesem Fall wäre es für Lufthansa weit schwieriger, an die Slots heranzukommen.

Klar: Winkelmann und Spohr sind clever genug, ein paar Teilbereiche der Konkurrenz zu überlassen. Doch unter dem Strich wird Lufthansa ihre Stellung massiv – im innerdeutschen Verkehr gar zu einem Monopol – ausbauen. Wie sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt doch so trefflich: "Wir brauchen einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr." Eine hübsche Umschreibung für das traurige Schauspiel. (Andreas Schnauder, 21.8.2017)