Rastatt/Berlin – Mehr als eine Woche nach dem Erdrutsch an einer Bahnbaustelle in Rastatt im deutschen Bundesland Baden-Württemberg wird der betroffene Tunnel zur Stabilisierung auf 150 Metern mit Beton gefüllt. "Rund 10.500 Kubikmeter Beton werden in die Tunnelröhre an der Schadensstelle eingebracht", teilte die Deutsche Bahn am Sonntag mit. "Das entspricht rund 1.300 Betonmischer-Lastwagen."

Seit dem 12. August steht der Verkehr auf der Rheintalbahn, einer der wichtigsten europäischen Nord-Süd-Verbindungen, still. Bei Bauarbeiten hatten sich am Samstag vor einer Woche Schienen gesenkt und verbogen. Die Strecke wurde gesperrt. An der Unglücksstelle lässt die Bahn gerade einen Tunnel für die neue Hochgeschwindigkeitstrasse nur etwa fünf Meter unter den Gleisen hindurch bohren. Wasser und Erdreich waren in die Röhre eingedrungen.

Stabilisierung

Bereits am Mittwochabend war zur Stabilisierung der Problemstelle ein kegelförmiger Pfropfen aus Beton in den Untergrund gegossen worden, um eine bereits fertiggestellte Tunnelröhre gegen den Schadensbereich abzusichern. Derzeit werde rund um die Uhr an der Baustelle im Stadtteil Niederbühl gearbeitet, betonte die Bahn am Sonntag. Wann an der Strecke wieder Züge fahren können, ist weiterhin offen.

Allein im Güterverkehr der Schweizer Bahn (SBB) seien 140 Züge pro Tag betroffen, sagte ein Unternehmenssprecher vergangenen Donnerstag. Ob Regressansprüche gegen die Deutsche Bahn gestellt werden, konnte der Sprecher noch nicht sagen. Der Güterdienstleister Hupac mit Sitz in Chaisso (Schweiz) prognostizierte Umsatzeinbußen. Zwar sei der Schaden noch unklar. Man gehe aber von einem gigantischen Ausfall plus Mehrkosten aus, sagte eine Firmensprecherin der "Basler Zeitung".

Sondersitzung gefordert

Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) forderte am Freitag eine Sondersitzung des deutschen Bundestags-Verkehrsausschusses. "Während die Zeit verrinnt und jeden Tag größere betriebs- und volkswirtschaftliche Schäden aufgetürmt werden, tappen die Betroffenen im Dunkeln", kritisierte NEE-Vorstandschef Ludolf Kerkeling.

Die Güterverkehrstochter DB Cargo stimmt sich nach Angaben der Bahn mit ihren Kunden ab, um Transporte für wichtige Industriebereiche in Süddeutschland, Italien und der Schweiz sicherzustellen. Produktionsengpässe in Einzelfällen könnten aber nicht ausgeschlossen werden. (APA, 20.8.2017)