Die Wienerin Magdalena Krssakova gibt in Budapest ihr Debüt bei einer Judo-WM.

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Krssakova bezeichnet sich als kraftvolle Judoka. Technisch habe sie noch Aufholbedarf. "Aber daran arbeite ich."

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Wien – In gewisser Weise hat Magdalena Krssakova Pech. Zwar zählt die Judoka aus Wien in der Klasse bis 63 kg zur erweiterten Weltspitze. Dummerweise hat sie aber in Österreich eine ziemlich starke Konkurrentin: Kathrin Unterwurzacher.

Und bei Olympischen Spielen darf pro Gewichtsklasse nur eine Österreicherin antreten. Krssakova beklagt sich nicht, sieht die Konkurrenz im eigenen Land als Vorteil. "Um mich für Olympia zu qualifizieren, muss ich wirklich gut sein, das geht nicht einfach so."

Die nächsten Sommerspiele (Tokio 2020) sind noch weit weg. Viel näher ist die nächste Weltmeisterschaft. Sie beginnt am Montag in Budapest. Krssakova ist genauso wie Unterwurzacher dabei. "Ich habe keine hohen Erwartungen", sagt die 23-jährige Krssakova vor ihrer WM-Premiere. "Da sind alle Guten dabei." Und einige seien höher einzuschätzen als sie.

GP-Sieg in Tiflis

"Aber", sagt sie auch, "ich habe das Potenzial, gute Leute zu schlagen." Das gelang ihr heuer schon einige Male. Zum Beispiel im April in Tiflis, als sie ihren ersten Grand Prix gewann. Unterwurzacher war in Georgien Dritte. Es folgten noch dritte Plätze beim Weltcup in Madrid und beim GP in Hohhot (China).

Krssakovas Finalsieg gegen die Italienerin Edwige Gwend beim GP in Tiflis.
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Im Alter von fünf Jahren kam Magdalena Krssakova mit ihren Eltern von der Slowakei nach Österreich. Zum Judo kam sie eher zufällig. In der Volksschule wurde ein Schnupperkurs angeboten, da war Krssakova acht Jahre alt. "Meine Eltern haben gesagt, ich solle einen Sport machen." Also blieb die Tochter beim Judo. "Anfangs halbherzig", sagt sie.

Der Knoten sei quasi geplatzt, als Krssakova als 15-Jährige Fünfte bei der U17-Europameisterschaft wurde. "Ab da wollte ich mehr." Und prompt gewann sie bei der nächsten Nachwuchs-EM Bronze.

Krssakovas Kraft

Krssakova ist eine kraftvolle Kämpferin. "Ich bin einigen körperlich überlegen." Technisch habe sie hingegen noch Aufholbedarf. "Aber daran arbeite ich." Vor Kämpfen ist sie nie übertrieben nervös. "Ich kämpfe einfach drauf los, ohne viel zu überlegen." Judoka müssen auch mental stark, selbstbewusst sein. "Ich denke schon, dass ich das bin."

Am Judo fasziniert Krssakova, dass alles ziemlich schnell gehen könne. Und dass Überraschungen jederzeit möglich seien. Nicht so wie etwa im Schwimmen: "Wenn da einer eine um vier Sekunden schlechtere Bestleistung als der andere hat, wird er kaum gewinnen." Im Judo hingegen könne jeder Kampf anders als erwartet ausgehen.

Sport und Studium

Der Sport steht bei Krssakova zwar an erster Stelle. "Aber", sagt sie, "es ist wichtig, etwas für den Kopf zu tun, auch einmal andere Ziele zu haben." 2012 schrieb sie sich für ein Biologiestudium ein. Im Herbst beginnt sie mit dem von der Sporthilfe geförderten MBA-Lehrgang Business Administration und Sport. "Darauf bin ich schon sehr gespannt."

Gespannt darf man auch auf ihre Leistung bei der Weltmeisterschaft in Budapest sein. Bis dahin geht sie es ruhig an. Die eine oder andere Technikeinheit stünde noch auf dem Programm. "Ich bin fit, ich bin gut drauf", sagt sie. Natürlich ist die 25-jährige Tirolerin Unterwurzacher, die heuer schon EM-Bronze holte, eher eine Medaillenkandidatin als Krssakova. Aber im Judo ist bekanntlich vieles möglich. (Birgit Riezinger, 22.8.2017)