Der Moment des Einschlags vor 66 Millionen Jahren. Doch was passierte danach?

Illustration: NASA/Fredrik

Boulder/Wien – Mittlerweile ist es sogar offiziell wissenschaftlich bestätigt: Es war ein zehn Kilometer großer Meteorit, der vor rund 66 Millionen Jahren die Dinosaurier (mit Ausnahme der Vögel) ausrottete. Dessen Impakt nahe der mexikanischen Halbinsel Yucatán beendete nicht nur die bis dahin 150 Millionen Jahre währende Herrschaft der Dinos mit einem (Ein-)Schlag, sondern löschte auch rund drei Viertel der Tier- und Pflanzenarten an Land und im Meer aus.

Die unmittelbaren Folgen des Impakts

Um mehr über das Inferno vor 66 Millionen Jahren herauszufinden, hat man im Vorjahr rund um den Einschlagskrater hunderte Bohrkerne entnommen, um dessen geologische Folgen zu rekonstruieren. Offensichtlich kam es durch den Impakt zu einer Serie von Erdbeben und Tsunamis. Das Gestein, das hoch in die Atmosphäre katapultiert wurde, sank in Form von glühenden Partikeln wieder herab auf die Erde und verursachte große Brände. All das sorgte innerhalb kurzer Zeit für das Aussterben vieler Arten, insbesondere vieler großer Landwirbeltierspezies.

Doch was passierte in den Wochen und Monaten danach? Dieser Frage haben sich US-Forscher um Charles Bardeen (National Center for Atmospheric Research in Boulder) im Fachblatt "PNAS" angenommen: Das Team stellte mithilfe eines Supercomputers erstmals genaue Modellrechnungen an, wie sich die Explosion mit der Sprengkraft von mindestens 200 Millionen Hiroshimabomben auf das damalige Klima auswirkte.

15 Milliarden Tonnen Ruß

Im Zentrum standen dabei die gewaltigen Mengen von Ruß, die aufgrund der Brände in die Atmosphäre gelangten. Aufgrund der Rußablagerungen, die man aus der damaligen Zeit fand, schätzt man die freigesetzte Rußmenge auf rund 15 Milliarden Tonnen. Wie die Simulationen der Forscher zeigten, stieg dieser Ruß höher auf als bisher angenommen und führte dazu, dass es auf der Erde auch tagsüber so dunkel wurde wie in einer Mondnacht.

Die Verdunkelung nahm zwar langsam ab, dauerte aber laut den Simulationen eineinhalb Jahre lang an, was in diesem Zeitraum auch zum Erliegen der Fotosynthese führte – und zwar nicht nur an Land, sondern auch in den Meeren. Das wiederum ließ viele marine Lebewesen aussterben.

Starke Abkühlung – und zugleich Erhitzung

Laut den neuen Simulationen der Forscher sanken die Temperaturen auf der Erdoberfläche um bis zu 28 Grad Celsius ab und elf Grad über den Ozeanen – weitaus stärker als bisher angenommen. Zugleich heizte sich die Stratosphäre aufgrund der Rußpartikel stark auf. Dies wiederum zerstörte weite Teile der Ozonschicht, wodurch UV-Strahlung langfristig ungehindert auf die Erde treffen konnte, was auch nicht gerade lebensfördernd war. (tasch, 22.8.2017)