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Ottawa/Wien – Während Österreich an einem Verbot von genmanipulierten Lebensmitteln festhält, hat Genlachs in Kanadas Supermärkten Einzug gehalten. Seit der Markteinführung im vergangenen Jahr wurden rund fünf Tonnen des Fisches verkauft. Konsumenten wissen dabei oft nicht, dass sie ein gentechnisch verändertes Lebensmittel zu sich nehmen: Wird ein Lebensmittel seitens der kanadischen Regierung als "sicher" eingestuft, können Gentechnik-Produzenten auf freiwilliger Basis entscheiden, ob sie ihre Produkte kennzeichnen.

Auf diesen Vermerk verzichtet der US-Konzern Aquabounty Technologies. Wie die kanadische Lebensmittelbehörde dem STANDARD bestätigte, ist der Lachs das erste gentechnisch veränderte Tier, das in Kanadas Supermärkten angeboten wird.

Fisch wächst doppelt so schnell

Der Produzent mit Sitz in Massachusetts züchtet den Lachs in künstlichen Becken an Land. Durch den Eingriff in das Erbgut des Fisches wächst der "Aquadvantage" doppelt so schnell auf sein Schlachtgewicht heran wie seine Artgenossen im Atlantik.

Laut Hersteller sei die Produktion nachhaltiger, der Lachs benötige weniger Futter, könne ohne Beifang produziert werden, und auch der kurze Transportweg sei ressourcenschonender. Dass sich der Lachs mit seinen Artgenossen paart, versucht man dennoch zu vermeiden: Die Fische sind allesamt weiblich und steril.

Aquabounty geriet seit der Markteinführung immer wieder unter Kritik: Kanadier würden durch den Lachs zu "Versuchskaninchen", meinte etwa die kanadische Umweltorganisation Vigilance GMO. Es gebe nicht ausreichend Forschung zu den Folgen für Mensch und Gesundheit, lautet die Kritik.

Kein Verkauf in den USA

Kanada ist das erste Land weltweit, in dem gentechnisch veränderter Lachs verkauft wird. Der Fisch wurde zwar auch von der US-Arznei- und Lebensmittelbehörde FDA als gesundheitlich unbedenklich eingestuft – laut einer Analyse der Behörde unterscheide er sich mit der Ausnahme des veränderten Genkonstrukts nicht von seinen Artgenossen -, auf den Tellern von Konsumenten landete Genlachs bisher jedoch noch nicht.

Auch in der Europäischen Union ist der Verkauf von Genlachs bisher verboten. Umwelt- und Konsumentenschützer fürchten jedoch, dass durch das Freihandelsabkommen Ceta die Tore für Genlachs nach Europa geöffnet werden könnten. "Kurzfristig ist das aber sehr unwahrscheinlich", sagt Herwig Schuster von Greenpeace Österreich. Er gibt jedoch zu bedenken, dass Zulassungsverfahren durch das Freihandelsabkommen langfristig gelockert werden könnten.

Ceta muss, bevor es in Kraft tritt, noch von allen Mitgliedstaaten auf nationaler Ebene ratifiziert werden. Ab 21. September soll das Abkommen dennoch – mit einigen Ausnahmen – vorläufig in Kraft treten. Damit kommt Genlachs jedoch nicht automatisch auf heimische Teller: "Um auf dem Markt zu landen, muss ein solches Produkt erst auf EU-Ebene autorisiert werden", heißt es bei der Europäischen Kommission. Lachs gehöre zwar im Lebensmittelbereich zu den Hauptimportprodukten aus Kanada, in absehbarer Zeit könnte Genlachs aber nur über illegale Wege nach Österreich kommen, sagt Schuster. Aber auch das sei sehr unwahrscheinlich. (lauf, 22.8.2017)