Wien – Montag, sechs Uhr früh: An der ungarisch-slowakischen Grenze haben fünf Terroristen ein 134 Meter langes Kreuzfahrtschiff eingenommen. Es schippert mit Geiseln an Bord die Donau stromaufwärts nach Wien. So das Szenario, das das Einsatzkommando Cobra bei seiner Antiterrorübung am Montag probte. Bei der Donaumarina fand kurz nach 14 Uhr vor Journalisten der Zugriff statt.

Fast 200 Beamte waren bei der Übung im Einsatz.
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135 Polizisten, davon 55 Beamte von Spezialeinheiten aus Deutschland, Ungarn, Slowenien und der Slowakei, eroberten das Schiff zurück. 16 Beamte seilten sich von einem slowakischen Transporthubschrauber ab, zwei österreichische Hubschrauber mit Scharfschützen und ein weiterer slowakischer Helikopter überwachten den Einsatz. Zusätzliche Polizisten enterten das Schiff über Schnellbote. Erstes Ziel: sich die Kommandobrücke zurückholen. Nach nur kurzer Zeit musste das Schiff anhalten.

Zwei österreichische und zwei slowakische Hubschrauber waren vor Ort.
Foto: Christian Fischer

Anschließend sicherten die Beamten die Stiegenhäuser und durchsuchten 95 Kabinen. Knapp drei Minuten dauerte die Rückeroberung. Nach der Übung folgte eine Cobra-Leistungsschau. Dabei sprangen drei Fallschirmspringer ab und landeten im Hafen.

Sobotka: "Auf der Hut"

Zwar gebe es akut keine konkrete Bedrohung in Österreich, man wolle dem Terror jedoch "keine Chance" geben, sagte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP): "Wir sind auf der Hut." Auch politische Maßnahmen zur Terrorprävention müssten "vorangetrieben" werden, rührte Sobotka die Wahlkampftrommel. Dazu zähle beispielsweise die Schließung der Mittelmeerroute.

Die Polizei will auf alles vorbereitet sein, so der Direktor der Cobra.
Foto: Christian Fischer

Auch Bernhard Treibenreif, Direktor der Cobra, sieht Österreich nicht als "primäres Ziel" von Terroristen, jedoch könne sich "kein Land in Europa von etwaigen Gefährdungen verabschieden", sagte er zum STANDARD. Die Polizei wolle auf alles vorbereitet sein – auch auf dem Wasser. "International betrachtet, gibt es Bedrohungen der Schifffahrt, etwa am afrikanischen Horn." Auch im Mittelmeer gab es "spektakuläre Vorfälle" wie auf der Achille Lauro, so Treibenreif. Die PLO kaperte das Schiff 1985. Aktuell gebe es "keine Hinweise" auf eine Gefährdung auf der Donau. (Oona Kroisleitner, 21.8.2017)