Pittsburgh – Lange Zeit ging man in der Forschungspolitik davon aus, dass die Öffentlichkeit nur mehr über Wissenschaft wissen müsste – dann würde der Streit über umstrittene und heikle Wissenschaftsthemen wie der Gentechnik schon verschwinden.

Nun belegt eine neue Studie, dass dieser mittlerweile überholte Ansatz, der unter dem Begriff "Public Understanding of Science" oder Defizit-Modell firmierte und ganz auf wissenschaftliche Bildung setzte, womöglich sogar das Gegenteil bewirkt, jedenfalls in Sachen Polarisierung.

Sechs ideologisch umkämpfte Bereiche

Wie Caitlin Drummond (Carnegie Mellon University) und Baruch Fischhoff im Fachblatt "PNAS" berichten, kann mehr Bildung bei politisch und religiös umstrittenen Forschungsfeldern zu einer noch stärkeren Polarisierung führen.

Drummond und Kollegen werteten für ihre Studie die Daten des General Social Survey aus, konkret: die Einstellungen zu sechs (in den USA) religiös und politisch umstrittenen Forschungsfeldern, nämlich Klimawandel, Evolution Nanotechnologie, genetisch modifizierte Lebensmittel, Urknall und Stammzellforschung.

Mehr Bildung, mehr Polarisierung

Dabei zeigten sich mehrere Zusammenhänge: Die Haltungen zur Stammzellforschung, zum Urknall und der Evolution hingen stak von den politischen und religiösen Identitäten ab, die Meinung zum Klimawandel von der politischen Haltung. Bei den übrigen beiden Bereichen gab es keine Zusammenhänge.

Überraschend war freilich, dass die Haltungen zu den politisch und religiös heiklen Bereichen umso polarisierter waren, je höher der Bildungsgrad der befragten Personen war. Für alle sechs Bereiche galt freilich auch, dass jene Personen, die der Wissenschaft vertrauen, auch eher geneigt sind, neue Erkenntnisse zu akzeptieren. (tasch, 22.8.2017)

Abstract

PNAS: "Individuals with greater science literacy and education have more polarized beliefs on controversial science topics"