FPÖ-Chef Strache im "Sommergespräch" auf ORF 2

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Früher war alles besser, glauben die Leute ja oft gerne – fälschlicherweise, wie Moderator Tarek Leitner weiß. Er konfrontierte daher FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu Beginn des ORF-"Sommergesprächs" am Montagabend mit Dingen, die eindeutig besser geworden sind: Karies bei Kindern etwa: fast verschwunden. Banküberfälle: völlig aus der Mode. Wohnraum der Österreicher: verdoppelt. Terrorismus: über die Jahrzehnte dezimiert.

Man sollte wirklich öfter auf das Positive achten. Auch hier und jetzt. Wer sich vor der blauen Machtübernahme fürchtet, konnte am Montag beruhigt werden: Strache hat Trump gar nie zugejubelt, er hätte auch Hillary Clinton gratuliert, sagte er. Oder: Er will die Sozialpartner nicht abschaffen. Er hält, wohl anders als der FPÖ-Mandatar Johannes Hübner, Hans Kelsen für einen "großartigen Verfassungsjuristen" – und Kelsen war gar kein Jude, also kann Hübner kein Antisemit sein. Eine bestechende Logik.

Außerdem will die FPÖ nicht per direkter Demokratie die Demokratie abschaffen und auch nicht über die Todesstrafe abstimmen lassen. Da atmeten die Demonstranten im "Schutzbereich" unweit des Gesprächs im Parlamentscontainer sicher auf. Ebenso schien die barbusige Statue, die hinter Strache hervorlugte, zu lächeln, als er betonte, dass er großen Respekt vor Frauen habe. Seine Mutter war nämlich Alleinerzieherin, wer braucht da ein Reißverschlussprinzip?

Positiv ist auch, dass nun der österreichische Film bei den "Sommergesprächen" gefördert wird. Szenen von "Das Sacher" und "Kebab mit Alles" wurden gezeigt – warum auch immer. Bei Letzterem hielt Strache offenbar Satire für Wahrheit. Das ist nicht positiv. Aber lustig. (Colette M. Schmidt, 22.8.2017)