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Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in Barcelona am Montag.

Foto: AP Photo/Santi Palacios

Barcelona – Durch die Zerschlagung der mutmaßlichen Terrorzelle ist Spanien offenbar einem sehr viel schwereren Anschlag entgangen: Einer der Festgenommenen gestand nach Justizangaben am Dienstag vor einem Richter, gemeinsam mit Komplizen große Anschläge auf wichtige Sehenswürdigkeiten in Barcelona geplant zu haben.

Die vier überlebenden Mitglieder der mutmaßlichen Terrorzelle waren erstmals einem Richter vorgeführt worden, der sie formell verschiedener Terrorvergehen beschuldigte. Ein Verdächtiger wurde anschließend unter Auflagen freigelassen.

Das Geständnis stammt laut Justiz von dem festgenommenen Mohamed Houli Chemlal. Die Zelle habe "einen Anschlag noch größeren Ausmaßes geplant", hieß es aus Justizkreisen. Dieser Anschlag habe "auf Monumente abzielen" sollen.

Zwei Haftbefehle erlassen

Ein spanisches Gericht hat im Zusammenhang mit dem Anschlag von Barcelona Haftbefehle gegen zwei der vier Verdächtigen erlassen. Die Männer waren nach einer Explosion in einem Haus in Alcanar festgenommen worden und erschienen am Dienstag erstmals zur Vernehmung vor dem Obersten Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, Mitglieder einer terroristischen Vereinigung zu sein. Ein dritter Verdächtiger wurde in Gewahrsam belassen, bis weitere Ermittlungen beendet sind. Ein vierter Mann wurde auf freien Fuß gesetzt, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. In Ermittlerkreisen hatte es geheißen, gegen alle vier Festgenommenen sei Haftbefehl erlassen worden.

Einer der Inhaftierten, Mohamed Houli Chemlal, hat nach Angaben aus Ermittlerkreisen zugegeben, dass er der islamistischen Zelle angehörte, die für den Anschlag mit einem Lieferwagen verantwortlich ist.

Wegen mutmaßlicher Verbindungen zu der Gruppe wurden einem Fernsehbericht zufolge in Marokko zwei Männer festgenommen. Ein 28-Jähriger soll geplant haben, die spanische Botschaft in der Stadt Rabat anzugreifen, wie der Sender 2M berichtete. Der zweite Verdächtige soll in der spanischen Stadt Ripoll gelebt haben, wo auch mehrere der mutmaßlichen Attentäter wohnten.

15 Todesopfer

Bei den Anschlägen von Barcelona und Cambrils wurden am vergangenen Donnerstag und Freitag 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Von den zwölf mutmaßlichen Mitgliedern der Terrorzelle leben nur noch die vier, die nun in Madrid vor Gericht standen. Die übrigen acht wurden von der Polizei erschossen oder starben bei der Explosion in einem Haus in Alcanar. Dort hatten die Attentäter nach dem Stand der Ermittlungen ein Lager mit Chemikalien zur Herstellung von Sprengstoff angelegt.

Hauptattentäter erschossen

Der Hauptattentäter, der 22-jährige Younes Abouyaaqoub, der vergangene Woche einen Lieferwagen in eine Menschenmenge auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas gesteuert haben soll, wurde am Montag von der Polizei erschossen. Der mutmaßliche Kopf der Terrorzelle, der Imam Abdelbaki Es Satty, kam am vergangenen Mittwoch bei der Explosion im Versteck der Gruppe in Alcanar ums Leben.

Die Attentäter von Barcelona und Cambrils sollen von dem aus Marokko stammenden Imam radikalisiert worden sein. Zu den Anschlägen in Katalonien hat sich die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Nach den Anschlägen werden noch immer 48 Verletzte im Krankenhaus behandelt, von denen acht in Lebensgefahr schweben. (APA, AFP, 20.8.2017)