Bei einem waren sich die Tester einig: Mit dem Note 7 hat Samsung eines der besten Smartphones des Jahres 2016 abgeliefert. Doch all das Lob nützte dem Unternehmen herzlich wenig: Berichten über in Flammen aufgehende Geräte folgten ein weltweiter Rückruf, ein zweiter Startversuch, neue Brandvorfälle und schlussendlich der komplette Verkaufsstopp. Ein Pannenserie, durch die so mancher Marktbeobachter die Marke Note dermaßen beschädigt sah, dass Samsung sie unweigerlich einstampfen müsse. Doch weit gefehlt: Der südkoreanische Hardwarehersteller versucht sich nun tatsächlich an einem Nachfolger.

Mit dem Galaxy Note 8 hat Samsung nun offiziell sein aktuellstes Topsmartphone vorgestellt. Der STANDARD hatte bereits im Vorfeld der Ankündigung die Möglichkeit, einen ersten Blick auf das Gerät zu werfen, woraus die folgenden Eindrücke resultieren. Zuvor sei allerdings noch angemerkt, dass der Hands-on-Test in einem zeitlich sowie räumlich eng umgrenzten Rahmen stattfand. Einen echten Test kann dies also nicht ersetzen, lassen sich so doch etwa keinerlei seriöse Aussagen über Dinge wie Akkulaufzeit oder Fotoqualität bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen treffen.

Das Galaxy Note 8: Auf den ersten Blick kaum von einem S8 zu unterscheiden.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Ersteindruck

Der erste Blick auf das Note 8 wirft gleich einmal eine große Frage auf: Handelt es sich hierbei tatsächlich um ein neues Smartphone, oder hat man hier ein S8+ untergeschoben bekommen? Rein äußerlich ähneln sich die beiden Geräte nämlich geradezu frappierend. Auch das Note 8 setzt also nun auf das fast rahmenlose Design samt der Samsung-typischen Edge-Rundung an der Seite. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber dann der erste relevante Unterschied: Die Kurve fällt beim neuen Modell nämlich merklich steiler aus als beim S8, was vor allem der Stiftnutzung geschuldet ist, wie der Hersteller betont. Immerhin sei ein Stylus nicht wirklich für solche Rundungen gemacht.

Wie dem auch sei: Klar ist jedenfalls, dass das Note 8 durch diese Designentscheidung besser in der Hand liegt als das S8 / S8+. Auch sonst ist die Verarbeitung recht ordentlich geworden, einzig die etwas schmalen Buttons sind Geschmackssache. Im Vergleich zum S8 fällt zudem das stärker herausstehende Kameramodul auf.

Facepalm in Wiederholung

Keine Entschuldigung gibt es hingegen für eine andere Designwahl: Der Fingerabdrucksensor ist nämlich erneut direkt neben der Kamera auf der Rückseite platziert worden, was die Chance, unabsichtlich mit dem Finger über die Linse zu fahren und diese zu verschmutzen, erhöht. Für das S8 ließ sich dies noch mit der Annahme, dass es sich dabei um eine Verlegenheitslösung handeln könnte, ein Stück weit erklären. Immerhin soll Samsung ursprünglich geplant haben, den Fingerabdrucksensor direkt in das Display zu packen. Zweimal hintereinander ist solch eine Fehlentscheidung aber für ein Unternehmen in dieser Größe – und ein Gerät dieser Preisklasse – eigentlich unentschuldbar.

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Bildschirm

Mit einer Display-Größe von 6,3 Zoll ist das Note 8 eine Spur größer als das S8+ (6,2 Zoll). Wer es genau wissen will: 162,5 x 74,8 x 8,6 Millimeter betragen die Abmessungen des neuen Samsung-Geräts, das Gewicht liegt bei 195 Gramm. Dass es damit auch etwas länger als das Note 7 ist, liegt am geänderten Seitenverhältnis: Wie beim S8 auch beträgt dieses nun 18,5:9. Die Auflösung des Bildschirms liegt bei 1.440 x 2.960 Pixel (521 PPI), und es wird von Mobile HDR Premium bei der Darstellung unterstützt, was nicht zuletzt einen besseren Kontrast bieten soll. Der individuelle Eindruck des Bildschirms ist jedenfalls einmal hervorragend. Sowohl in Sachen Leuchtkraft als auch Farbdarstellung macht Samsung derzeit kein anderer Hersteller etwas vor.

Kamera

Mit dem Note 8 greift Samsung erstmals zu einem Dual-Kamera-System, wie es von anderen Herstellern bereits bekannt ist. Der reale Mehrwert solcher Setups mag zwar umstritten sein, im zunehmend enger werdenden Wettlauf der Topsmartphones darf dieses Feature aber offenbar in keiner – oder zumindest: kaum einer – Spezifikationsliste mehr fehlen. Zumindest muss man Samsung zugestehen, dass die Umsetzung auf den ersten Blick durchaus gelungen scheint.

Das Note 8 kommt mit zwei 12-Megapixel-Kameras, die sich allerdings bei der Blende – f/1.7 vs. f/2.4 – unterscheiden. Diese Anordnung ermöglicht einen verlustfreien Zoom bis zum Faktor 2. Im Gegensatz zu anderen Herstellern verwendet Samsung dabei beide Kameras laufend und kombiniert die Aufnahmen zu einem gemeinsamen Bild. Dies führt nicht nur dazu, dass der Zoomvorgang nahtlos erfolgt, auch die generelle Bildqualität soll auf diese Weise gesteigert werden. Welche Kamerasensoren konkret zum Einsatz kommen, wollte Samsung zwar auch auf Nachfrage nicht verraten, es dürfte sich aber um zwei unterschiedliche Modell handeln. Immerhin weist nur einer davon Dual-Pixel-Autofokus auf, wie man bestätigt – mehr ist aber auch nicht nötig, wenn ohnehin beide Kameras parallel laufen. Ein weiterer Bonuspunkt gegenüber anderen Dual-Kameras: Bei Samsung kommt zum ersten Mal für beide Sensoren optische Bildstabilisierung (OIS) zum Einsatz.

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Live Focus

Doch Samsung nutzt das Dual-Kamera-Setup noch für eine andere Spielerei: Mit "Live Focus" kann also auch das Note 8 mit einem Porträtmodus aufwarten, wie er vom iPhone 7 Plus und anderen Geräten her bekannt ist. Die Ergebnisse erscheinen dabei auf den ersten Blick mit der Konkurrenz vergleichbar. Heißt: Wer ein Motiv mit klarer Trennung von Vorder- und Hintergrund aufnimmt, kann damit durchaus nette Ergebnisse erzielen, bei feinen Strukturen – etwa bei Blättern einer Pflanze oder auch vereinzelten Haarsträhnen wird es dann schon schwieriger. Samsung erstellt dabei auf Wunsch gleichzeitig ein Foto mit Tiefenunschärfe als auch eine reguläre Aufnahme. Ein nettes Extra, das In der Praxis aber auch etwas verwirrend wirkt, da hieraus ein unterschiedlicher Bildausschnitt resultiert. Ein weiteres Software-Feature: Die Intensität der Tiefenunschärfe kann sowohl bei der Aufnahme als auch danach manuell angepasst werden.

Viel wichtiger als solche Spielereien ist aber ohnehin die Kernfunktionalität der Kamera. Diese erweist sich beim Ausprobieren als äußerst flott – aber das kennt man von Samsung ja bereits. Zur Bildqualität lässt sich im Rahmen eines solchen Praxistests – wie einleitend schon erwähnt – nur sehr begrenzt etwas sagen. Die getätigten Schnappschüsse sahen jedenfalls alle sehr ansehnlich aus, das gilt aber natürlich für praktisch jedes aktuelle Topgerät. Bei näherer Betrachtung nährten sich aber einmal mehr Zweifel an Samsungs sehr aggressivem Postprocessing, einige der Details – etwa Stofftexturen – waren reproduzierbar deutlich verschwommen. Die Low-Light-Fähigkeiten konnten nicht überprüft werden, Samsung verspricht in dieser Hinsicht jedenfalls eine merkliche Verbesserung gegenüber anderen aktuellen Smartphones. Für Selfies gibt es natürlich auch eine Frontkamera, die hier mit 8 Megapixel und f/1.7 angegeben ist. Diese machte im kurzen Test ebenfalls einen durchwegs guten Eindruck.

Kernausstattung

Kommen wir zu einigen anderen Eckdaten: Als Prozessor kommt derselbe Exynos 8895 zum Einsatz, der schon im S8 seine Arbeit verrichtet, lediglich für das US-Modell greift man aus patentrechtlichen Gründen einmal mehr zum Snapdragon 835. Dementsprechend gibt es auch keinerlei Überraschungen in Hinblick auf die Performance, das Note 8 erweist sich als gewohnt flink. Ein Pluspunkt ist allerdings die Ausstattung mit 6 GB RAM, das S8 muss sich mit 4 GB zufriedengeben. Relevante Unterschiede in der Alltagsnutzung sind dadurch allerdings nicht zu erwarten.

An der Unterseite befinden sich Anschlüsse für USB-C und Kopfhörer. Auch der Stift wird hier verstaut.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Vorsicht beim Akku

Ziemlich konservativ gibt sich Samsung in einem anderen Bereich – und zwar aus durchaus verständlichen Gründen: Der Akku des Note 8 umfasst 3.300 mAh und ist damit etwas kleiner als jener des Note 7 (3.500 mAh) oder auch des S8+. Letzteres erklärt sich darüber, dass die Halterung für den Note-typischen Stylus einiges an Platz benötigt. Neben dem Aufladen via USB-C bietet das Note 8 auch wieder Fast Wireless Charging. Und natürlich betont Samsung bei jeder Gelegenheit, dass man mittlerweile seine Akkus rigorosen Tests unterzieht, um unschöne Vorfälle wie im Vorjahr künftig zu verhindern.

Der interne Speicherplatz des Note 8 liegt bei 64 GB, kann aber erneut über eine MicroSD-Karte erweitert werden. Das Gerät ist nach IP68 vor Wasser und Staub geschützt, es gibt Bluetooth 5.0 WLAN 802.11ac (mit Übertragungsraten von bis zu 1.083 Mbit/s) sowie LTE Cat 16. Auch eine Miniklinkenbuchse verbaut Samsung weiterhin, passend dazu werden übrigens Kopfhörer von AKG mitgeliefert. Neben dem bereits erwähnten Fingerabdruckscanner kann auch Iris- sowie Gesichtserkennung zur biometrischen Identifizierung genutzt werden.

Stiftsteuerung

Angesichts der vielen Überschneidungen zum S8 bleibt vor allem ein Feature übrig, mit dem sich die Note-Reihe abhebt: der Stylus. Diesen hat Samsung für das Note 8 überarbeitet, die Spitze ist mit 0,7 mm etwas feiner, auch die Druckempfindlichkeit soll verbessert worden sein. Zudem ist nun auch der Stylus selbst als wasserdicht zertifiziert.

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Die relevanten Neuerungen spielen sich in diesem Bereich aber ohnehin auf der Softwareseite ab. So können nun Zeichnungen als animierte GIFs gespeichert und mit anderen geteilt werden – ein durchaus nettes Gimmick. Zudem wurde die Memo-Funktion am Always-on-Screen stark ausgebaut, sodass hier nun 100 Seiten Text erstellt werden können. Und es können jetzt Memos fix auf den Always-on-Screen gepinnt werden, was beispielsweise für Einkaufslisten durchaus nützlich sein könnte. Die Übersetzungsfunktion, die sich mit dem Stift aufrufen lässt, wurde ebenfalls ausgebaut. Mit deren Hilfe können nun ganze Sätze übersetzt werden, zudem wurden Umrechner für Währung und Einheiten integriert.

Softwareausstattung

Als Betriebssystem kommt Android 7.1.1 mit dem gewohnt umfangreichen Modifikationen durch Samsung zum Einsatz – konkret ist hier von der Samsung Experience 8.5 die Rede, also eine etwas neuere Version als derzeit beim S8, das zudem auch noch auf Android 7.0 läuft. Wieder mit dabei ist der Samsung-eigene Assistent Bixby, der seit seiner Vorstellung viel Kritik einstecken musste. Auch einen eigenen Knopf zum Aufruf von Bixby bringt das Note 8 wieder mit.

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Deutlich sinnvoller ist da schon eine andere Softwareerweiterung durch Samsung: Dank der App Pairs können fixe Sets an Programmen für den Multi-Window-Modus geschnürt werden. Ein Klick auf das zugehörige Icon und beide Apps werden dann gleichzeitig gestartet und nebeneinander angeordnet. Im kurzen Test funktionierte dies recht zuverlässig, einzige Einschränkung: Zwei Fenster derselben App können nur mit einzelnen Apps angeordnet werden, der Samsung-eigene Internetbrowser gehört in diese Liste. Auch Drag & Drop zwischen den beiden Fenstern ist in diesem Modus problemlos möglich.

Desktop-Modus

Mit dem S8 hat Samsung einen Desktopmodus für sein Smartphone eingeführt, beim Note 8 gibt es diesen ebenfalls wieder. Die Docking-Station DeX funktioniert dabei auch für das neue Gerät, zusätzlich gab es einige Software-Optimierungen. So wurde der App-Launcher umgestaltet, um mehr Programme auf den ersten Blick darzustellen, und sowohl der Samsung Mail Client als auch die PIM-Lösung Samsung Focus haben nun ein für den Desktop angepasstes Dreispaltendesign.

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Verfügbarkeit

Das Galaxy Note 8 soll ab dem 15. September in Österreich, Deutschland und zahlreichen anderen Ländern erhältlich sein. Dabei sind die Farbausführungen "Midnight Black" und "Maple Gold" geplant. Der Preis liegt bei 999 Euro, womit das Note 8 noch einmal hundert Euro teurer ist als das S8+ bei seiner Markteinführung. Eine Dual-SIM-Variante soll es bei "ausgewählten Partnern" zum selben Preis geben. Wer das Smartphone bis zum 14. September vorbestellt, bekommt zusätzlich den Desktop Dock DeX kostenlos mit dazu.

Erster Eindruck

Das Galaxy Note 8 hinterlässt einen sehr guten ersten Eindruck. Das Design ist im Vergleich zu früheren Generationen ein deutlicher Fortschritt, die weniger starke Biegung im Vergleich zum S8 gefällt ebenso. Gleichzeitig halten sich die realen Unterschiede zum S8 aber auch in einem sehr engen Rahmen, eigentlich bleibt hier nur mehr der Stylus übrig – den sich Samsung mit einem ordentlichen Bonus bezahlen lässt. Das Doppelkameradesign hat man zwar auch dem S8 voraus, wie zu vernehmen ist, wird das S9 aber ebenfalls einen solchen Aufbau aufweisen, die Unterschiede werden also schon bald weiter dahinschmelzen.

Ein finales Verdikt über das Note 8 kann es aber ohnehin erst in einem ausführlichen Test geben – der im Verlaufe der kommenden Wochen nachgereicht werden soll. (Andreas Proschofsky, 23.8.2017)