Mehrere Firmen des ukrainischen Oligarchen Dmitri Firtasch wurden durchsucht.

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Kiew/Wien – Ukrainische Ermittler erheben massive Vorwürfe, die sich auf Firmen des zuletzt in Österreich lebenden Oligarchen Dmitri Firtasch beziehen: Bisher ungenannte Täter sollen durch die Überweisung fiktiver Versicherungsprämien große Summen veruntreut und Steuern hinterzogen haben. Das erklärte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft am Dienstagabend in einer Aussendung.

Konkret nannte die Anklagebehörde sechs ukrainische Gesellschaften aus Firtaschs Firmenimperium Group DF, für die "Mitglieder einer kriminellen Vereinigung" zwischen 2015 und 2017 unbenötige Verträge mit von ihnen kontrollierten Versicherungen abgeschlossen haben sollen. Im Rahmen eines komplizierten Schemas, bei die beteiligten Versicherungen Kreditrisken der Firtasch-Unternehmen versichert hätten, seien schließlich Gelder an Scheinfirmen geflossen und wieder in der Realwirtschaft investiert worden, hieß es in der Aussendung.

Mehrere Hausdurchsuchungen

"Derzeit finden gerichtlich sanktionierte Durchsuchungen in den Büros der betroffenen Firmen sowie am Wohnsitz von Personen statt, die in dieses Verbrechen involviert sind", erklärte die Generalstaatsanwaltschaft. Von einer Reaktion von Firtaschs Group DF war zunächst nichts bekannt – die offizielle Homepage der Unternehmensgruppe war in der Nacht auf Mittwoch offline.

Bereits vor dem nunmehrigen Ermittlungserfahren, dass laut der ukrainischen Gerichtsdatenbank am 1. Juli 2017 eingeleitet wurde, haben führende Politiker der Ukraine wiederholt zu erkennen gegeben, mit einer etwaigen Rückkehr von Dmitri Firtasch in die Heimat keine Freude zu haben.

Seit 2014 in Österreich

Der ehemals deutlich einflussreichere Oligarch selbst hält sich seit Frühjahr 2014 im Zusammenhang mit US-amerikanischen Korruptionsvorwürfen zwangsläufig in Österreich auf. Im Februar 2017 erklärte das Oberlandesgericht Wien eine Auslieferung Firtaschs an die USA zwar für zulässig, bedingt durch ein zusätzlich eingelangtes Auslieferungsbegehren aus Spanien, kann der letztverantwortliche österreichische Justizminister jedoch erst nach einer gerichtlichen Entscheidung in der spanischen Auslieferungscausa eine finale Entscheidung fällen.

Vergangene Woche war der Ukrainer aber auch kurz im österreichischen Nationalratswahlkampf erwähnt worden: In einem Video hatte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) die ÖVP für Berater kritisiert, die auch für "zweifelhafte ukrainische Oligarchen" tätig seien. Obwohl Kern keine Namen nannte wurde allgemein davon ausgegangen, dass er den ÖVP-nahen Kommunikationsberater Daniel Kapp gemeint hatte, der für Firtaschs österreichische Pressearbeit zuständig ist. (APA, 23.8.2017)