Vorstandschef Stefan Doboczky sieht die Lenzing-Gruppe für die Zukunft gut gerüstet.

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Wien – Höhere Preise, besserer Produktmix und Spezialisierungen: Trotz eines volatilen Viscosemarkts legte der Faserhersteller Lenzing die besten Halbjahreszahlen seiner Unternehmensgeschichte hin. "Rekordergebnisse an allen Fronten", fasst es Stefan Doboczky, Vorstandsvorsitzender der Gruppe, vor Journalisten in Wien zusammen.

So konnte das börsennotierte Unternehmen die Umsatzerlöse im Vorjahresvergleich um elf Prozent auf 1.149 Millionen Euro steigern. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) lag mit 270,7 Millionen Euro um 38,8 Prozent höher. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg um 57,4 Prozent auf 204,2 Millionen Euro, was zu einer höheren Ebit-Marge von 17,8 Prozent (nach 12,5 Prozent) führte. Das Ergebnis je Aktie stieg um 59 Prozent auf 5,55 Euro. Die Nettofinanzverschuldung konnte trotz einer Dividendenausschüttung in Höhe von 111 Millionen Euro auf null gesenkt werden.

Ausbau heimischer Standorte

Grund genug für die Gruppe, zu investieren. So sollen in den kommenden Jahren in die heimischen Standorte Heiligenkreuz und Lenzing jeweils 100 Millionen Euro fließen und weitere rund 250 Millionen Euro nach Mobile, Alabama. Ziel ist es, den Anteil an Spezialfasern am Gesamtumsatz bis 2020 auf 50 Prozent zu steigern. Derzeit liegt dieser bei 41,9 Prozent.

Zu Jahresbeginn brachte Lenzing die Spezialfaser Refibra auf den Markt, ein Recyclingprodukt aus Stoffen, die beim Zuschnitt in Fabriken abfallen. Als Partner sicherte sich der Konzern den weltgrößten Modekonzern, die spanische Inditex-Gruppe. Seit Anfang Februar verkauft die Modekette Zara in ihren internationalen und österreichischen Geschäften T-Shirts, Pullover und Tops aus der Lenzing-Faser.

Investition in Thailand

Der Beschluss zur Gründung einer Tochtergesellschaft und zum Kauf eines Grundstücks in Prachinburi (Thailand) sei der nächste Schritt gewesen, so Finanzvorstand Thomas Obendrauf. Die finale Entscheidung über den Bau soll im ersten Quartal 2018 fallen. Wie viel Lenzing dafür in die Hand nehmen will, möchte Obendrauf derzeit noch nicht verraten. Nur so viel: Der Betrag wird in einem ähnlich hohen Bereich wie in den USA liegen. Attraktiv sei Thailand wegen seines Freihandelsabkommens mit China, der Nähe zu Südchina und Indien und seines guten Investitionsumfelds.

Zudem setzt die Gruppe zunehmend auf Nachhaltigkeit. Eco Vero beispielsweise soll erst im dritten Quartal vorgestellt werden, die Nachfrage danach gibt es aber bereits heute. Die Spezialviscose, kombiniert mit Hochtechnologie, wird derzeit am oberösterreichischen Standort Lenzing hergestellt, in Zukunft soll sie auch in China produziert werden.

Optimistischer Ausblick

Blieben die Polyesterpreise in China seit dem letzten Jahr nahezu stabil, stiegen die Baumwollpreise etwas – die für Viscose erwiesen sich als deutlich volatil. Doboczky: "Wir wollen raus aus dem volatilen Markt, hin zu Spezialisierungen. Vorausgesetzt, dass die Fasermarktverhältnisse und Währungsrelationen unverändert bleiben, erwarten wir für das Geschäftsjahr eine deutliche Verbesserung gegenüber 2016."

Noch in den Jahren 2013 und 2014 setzten die damals stark sinkenden Faserpreise Lenzing zu – die Folge waren Verluste und ein massiver Jobabbau.

An der Wiener Börse stiegen die Papiere nach Vorlage der Zahlen in der Spitze um 9,3 Prozent auf 158,60 Euro und damit auf den höchsten Stand seit knapp zwei Monaten. (ch, 23.8.2017)