Jordi Cruyff bei einer Gedenkveranstaltung für seinen Vater in Barcelona...

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...und im Jahr 2000 im Dress von Manchester United

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Tel Aviv – Mit seinem Entschluss, Fußballer zu werden, hat sich Jordi Cruyff in jungen Jahren die fast absurde Bürde aufgehalst, Zeit seines Lebens mit einer der größten Ikonen dieses Sports verglichen zu werden – seinem 2016 verstorbenen Vater Johan.

"Mein Vater ist eine Legende, ich bin ein Sterblicher", sagte der heutige Trainer von Altachs Europa-League-Gegner Maccabi Tel Aviv einmal. Doch gibt es wenige, die mit 43 Jahren im Fußball so viel gesehen haben wie Jordi Cruyff. Der Niederländer spielte – durchaus erfolgreich – für zwei der größten Klubs der Welt: den FC Barcelona und Manchester United. Er schlug seine Zelte im Laufe der Zeit an verschiedenen Orten in England, Spanien, Malta, der Ukraine, Zypern und Israel auf. Er hat zwei Länder repräsentiert, und als Sportchef und Trainer auf Anhieb funktioniert.

Wandervogel

"Ich mag fremde Länder", erklärte Cruyff, der mehrere Sprachen fließend spricht, rückblickend seine Laufbahn. 2006, zwei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Karriereende, entschloss sich die gelernte Offensivkraft zum Comeback bei Metalurg Donezk, allerdings als Innenverteidiger. Seine letzte Station als Spieler war 2009/10 der FC Valletta in Malta, wo er als Spielertrainer fungierte. 2010 nahm er den Sportdirektor-Posten bei AEK Larnaka an, zwei Jahre später bekleidete er eine ähnliche Funktion bei Maccabi Tel Aviv.

Trotz kaum vorhandener Erfahrung stellten sich Erfolge rasch ein. In Cruyffs Amtszeit beendete Maccabi mit dem Gewinn der Meisterschaft 2013 eine zehnjährige Flaute, in den folgenden beiden Jahren wurden zwei weitere Titel erspielt. Doppelter Meistermacher war ein gewisser Oscar Garcia, ein Jugendfreund und ehemaliger Barca-Kollege. Oscar sollte später mit RB Salzburg auch in Österreich zu Meisterehren kommen. Nachdem sich Cruyff im Jänner 2017 selbst als Coach installiert hatte, gewann Maccabi acht der letzten neun Spiele.

Seine nomadische Ader scheint schon in früher Kindheit begründet worden zu sein. Jordi kam auf Wunsch seines Vaters in Amsterdam zur Welt, obwohl Johan Cruyff im Februar 1974 schon beim FC Barcelona spielte. Die Familie lebte erst in Katalonien, nach einem gescheiterten Kidnapping-Versuch dann in Washington und Los Angeles, wo Cruyff senior als eines der Zugpferde der North American Soccer League (NASL) kickte, sowie anschließend in Amsterdam. Nach der Rückkehr Johans nach Barcelona als Trainer 1988, besuchte Jordi die berühmte Barca-Akademie.

Barcelona, Manchester, Alaves

Im September 1994 gab er sein Debüt für die erste Mannschaft, die sein Vater zwei Jahre zuvor zum ersten Triumph im Meistercup geführt hatte. Nach der Teilnahme an der Europameisterschaft 1996 mit den Niederlanden wechselte Jordi nach Manchester, wo er wegen wiederkehrender Knieprobleme in vier Jahren aber nur sporadisch zum Einsatz kam. "Ich hatte im Mittelfeld Beckham, Scholes und Giggs vor mir", sollte er später einen weiteren Grund nennen. Den Champions-League-Triumph 1999 in Barcelona verpasste Cruyff, weil er zu Celta Vigo verliehen war.

Nach der Jahrtausendwende kehrte er dauerhaftnach Spanien zurück. Drei Jahre verbrachte er bei CD Alaves, mit dem baskischen Club unterlag er 2001 in einem legendären UEFA-Cup-Finale dem FC Liverpool (4:5). Sein Ausgleich in der 89. Minute schickte das Spiel in die Verlängerung. Nach einem Jahr bei Espanyol Barcelona hängte Cruyff, der nach dem katalonischen Schutzheiligen benannt ist, seine Schuhe 2004 vorübergehend an den Nagel. Bis zuletzt war er in inoffiziellen Freundschaftsspielen für die Katalonien-Auswahl auf dem Platz gestanden.

2001 köpfelt Cruyff im legendären UEFA-Cup-Finale zwischen Liverpool und Alaves das zwischenzeitliche 4:4 (ab 2:29 Minuten).
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Sechstes Jahr in Tel Aviv

Gerüchte über eine Rückkehr nach Barcelona kommen immer wieder auf. Bei Barca hätte er schon diverse Führungsrollen bekleiden sollen, davon wussten bisher aber nur Journalisten zu berichten. "Eine sehr spezielle Stadt für mich", bekannte Cruyff zuletzt nach dem Terroranschlag in der vergangenen Woche auf Twitter.

Vorerst konzentriert er sich voll auf seine Aufgabe in Tel Aviv, wo er sich im Sommer selbst zur Dauerlösung an der Seitenlinie machte. "Ich gehe in mein sechstes Jahr bei dem Klub und ich bin mir der Erwartungen der Eigentümer und der Fans sehr bewusst. Ich bin entschlossener als je zuvor, die Erwartungen zu erfüllen", sagte Cruyff. Am Donnerstagabend soll gegen den SCR Altach der Einzug in die Gruppenphase der Europa League erreicht werden. (APA, red – 23.8. 2017)