Ankara/Wien – Der türkische Europaminister Ömer Çelik hat Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) beschuldigt, "ein Symbol einer flüchtlingsfeindlichen und rassistischen Politik" zu sein. Zugleich warf Çelik in einer Reihe von scharfen Mitteilungen im Onlinedienst Twitter dem deutschen Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) vor, wie ein "Rassist" und "Rechtsextremer" zu sein und damit wie Kurz zu reden.

Am Wochenende hatte der türkische Staatschef Tayyip Erdoğan Gabriel mit den Worten angegriffen: "Wer bist du denn, um den türkischen Präsidenten anzusprechen? Erkenne deine Grenzen." Hintergrund war die Kritik Gabriels an Erdoğans Wahlempfehlung an die in Deutschland lebenden Türken, am 24. September nicht für CDU, SPD oder Grüne zu stimmen.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat Aussagen Çeliks entschieden zurückgewiesen. "Die Äußerungen meines Amtskollegen Ömer Çelik über Sigmar Gabriel sind verletzend und inakzeptabel", sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), der "Welt" am Mittwoch. "So etwas darf sich nicht wiederholen."

Angesichts zahlreicher Bewährungsproben, die Deutschland und die Türkei gleichermaßen beträfen, sei es nun "umso wichtiger, vorhandene politische Differenzen im gegenseitigen Respekt auszutragen", sagte Roth. "Unser Umgang sollte von der Achtung des jeweiligen Gegenübers geprägt sein."

"Diktatorische Züge"

Der aktuelle Angriff dürfte auch eine Reaktion auf ein Interview mit Kurz sein. Dieser hatte Erdoğan "diktatorische Züge" vorgeworfen. "Er entwickelt das Land in eine falsche und gefährliche Richtung. Sein Umgang mit Kritikern, Andersdenkenden und Minderheiten ist absolut inakzeptabel. Präsident Erdoğan zeigt definitiv diktatorische Züge", sagte Kurz der Zeitung "Die Welt".

Mit Blick auf den von der Türkei angestrebten EU-Beitritt betonte Kurz: "Auch wenn Ankara bis zum Jahr 2023 einen EU-Beitritt anstrebt, wird das nicht stattfinden." Den Europäern sei bewusst, dass sich im Jahr 2023 die Gründung der türkischen Republik zum 100. Mal jähre. "Aber man muss trotzdem klar festhalten: Das Land bewegt sich immer weiter von Europa weg, die wirtschaftlichen Auswirkungen wären für beide Seiten unkalkulierbar, und außerdem würde ein Beitritt die Aufnahmefähigkeit der EU überfordern", fügte Kurz hinzu. (APA, 23.8.2017)