Antares auf dem bislang detailliertesten Bild eines anderen Sterns als unserer Sonne.

Foto: ESO/K. Ohnaka

Hier die unterschiedlichen Regionen farblich gekennzeichnet: gelb die Sternscheibe mit zwei stärker strahlenden Regionen in Weiß, blau die ausgedehnte Atmosphäre von Antares.

Foto: K. Ohnaka et al. 2017, Nature

Bonn – Sternguckern ist Antares, der "Gegenmars", seit Jahrtausenden bekannt. Er präsentiert sich im Sternbild Skorpion als orangeroter Punkt, der von uns aus betrachtet in Farbe und Helligkeit dem Mars ähnelt. Tatsächlich handelt es sich natürlich um vollkommen unterschiedliche Objekte: Antares ist ein 600 Lichtjahre entfernter Stern aus der Kategorie der Roten Überriesen. Der aufgeblähte alte Stern ist so gewaltig, dass er in unserem Sonnensystem über die Marsbahn hinausreichen würde, seine Masse ist 15 bis 18 Mal so groß wie die der Sonne.

Und nach ebendieser Sonne ist Antares nun der erste Stern, bei dem Astronomen ein genauerer Einblick in die turbulenten Bewegungen seiner Atmosphäre gelang. Dafür wurden mit einer neuen Methode drei Teleskope der europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile miteinander verbunden, wie das Max-Planck-Institut für Radioastronomie berichtet. Einzelteleskope sind nicht dazu in der Lage, Oberflächenstrukturen von Sternen – die Sonne ausgenommen – aufzulösen. Wenn man allerdings die Strahlung einer Reihe von Einzelteleskopen per Interferometrie miteinander verknüpft, kann die dafür erforderliche hohe Winkelauflösung erzielt werden.

Die erste Karte

Das Team um Keiichi Ohnaka von der Universidad Católica del Norte in Antofagasta konnte die Intensität und die Geschwindigkeit des Gases über die komplette Ausdehnung der Oberfläche und der Atmosphäre von Antares vermessen. "Die Geschwindigkeit des Gases konnte dabei über Verschiebungen der Frequenz von Spektrallinien aufgrund des Dopplereffekts bestimmt werden", sagt Ohnaka.

Das Ergebnis ist eine zweidimensionale Karte der Bewegungen in der Atmosphäre – vorerst. "Wenn wir Karten der Gasbewegung in unterschiedlichen Höhen durch die Sternatmosphäre erhalten, ergibt sich damit sogar ein dreidimensionales Bild der Gasbewegung in der Atmosphäre des Sterns", sagt Ohnaka. Das Forscherteam arbeitet bereits am Übergang von zwei auf drei Dimensionen.

Und Rote Überriesen wie Antares oder Beteigeuze lohnen einen genaueren Blick: Sie stoßen große Massen von Materie aus ihren äußeren Schichten ab und werden im weiteren Verlauf dieses Prozesses aller Wahrscheinlichkeit nach als Supernovae explodieren. (red, 26. 8. 2017)