Hat in diesem Jahr bereits die Australian Open und Wimbledon gewonnen: Roger Federer.

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New York – Vor Jahresfrist hätte wohl kaum jemand gedacht, dass es vor den US Open 2017 noch einmal zu solchen Schlagzeilen kommen würde. Doch es ist Realität geworden: Roger Federer hat nach den Triumphen bei den Australian Open und Wimbledon mit 36 Jahren die Chance auf seinen sechsten US-Open-Titel. Und er kämpft mit dem wieder zur Nummer eins aufgestiegenen Rafael Nadal auch um den Tennis-Thron.

Möglich geworden ist dies dank großartiger Comebacks der beiden Superstars. Federer hatte im Vorjahr nach Wimbledon eine sechsmonatige Auszeit genommen, Nadal ließ im Oktober ebenfalls angeschlagen das Saisonfinish sausen. Und nun haben mit Titelverteidiger Stan Wawrinka und Novak Djokovic die zwei Endspielprotagonisten von 2016 wegen Verletzungen ihr Jahr vorzeitig beendet. Federer und Nadal sind hingegen wieder ganz dick im Geschäft. Ein großes Fragezeichen steht hinter dem Leistungspotenzial eines weiteren Topstars: Andy Murray klagte zuletzt über Hüftprobleme und versucht ohne Turniervorbereitung sein Glück im New Yorker Stadtteil Queens.

Federer hat hingegen die Chance, erstmals seit November 2012 wieder zur Nummer eins der Welt zu werden. Ausgerechnet in New York, wo er von 2004 bis 2008 fünf Mal en suite triumphiert hat und wo große Anzeigen in Manhattan die Favoritenstellung des von vielen als "GOAT" ("Greatest of all time"/der Größte aller Zeiten) bezeichneten Federer ankündigen. Schafft Federer acht Jahre danach seinen sechsten Triumph in Flushing Meadows, ist er auch wieder Nummer eins. Erreicht er das Finale, und sein Bezwinger heißt weder Murray noch Nadal, dann klettert er ebenfalls auf den Tennis-Thron zurück.

Hinter den fünf großen Namen macht sich die nächste Generation daran, weiter am Mythos der Altstars zu kratzen. Einer von den "jungen Wilden" ist zweifelsohne der Deutsche Alexander Zverev, der mit den Titeln in Washington und zuletzt in Montreal gleich zwei Events der US-Open-Series, der Vorbereitungs-Turnierserie vor dem letzten Major des Jahres, gewonnen hat.

Aus österreichischer Sicht ist dies Dominic Thiem, dessen Vorbereitung nicht ganz nach Wunsch verlaufen ist. Dennoch darf man dem Niederösterreicher, der seinen 24. Geburtstag am 3. September wieder im Zuge des Turniers in New York verbringen möchte, eine Steigerung zutrauen. Im Vorjahr hat Thiem das Achtelfinale erreicht, und das war seither bei Majors das Minimum, bei den French Open erreichte er im vergangenen Mai gar zum zweiten Mal das Semifinale. Thiem-Fans in Österreich dürfen sich jedenfalls auf Live-Übertragungen des ORF freuen, auch weitere ÖTV-Herren-Spiele sowie die Herren-Halbfinali und das -Endspiel werden gezeigt.

Weitere Titel-Anwärter sind Cincinnati-Sieger Grigor Dimitrow (BUL), Ex-US-Open-Champion (2014) und 2015-Halbfinalist Marin Cilic (CRO), Nick Kyrgios (AUS) oder die US-Amerikaner Jack Sock und Sam Querrey.

Zwar ist bei den Damen im Gegensatz zu den Herren die Vorjahressiegerin Angelique Kerber in Flushing Meadows am Start, eine erfolgreiche Titelverteidigung ist für die Deutsche aber eher unwahrscheinlich. Die 29-Jährige kommt ohne einen einzigen Turniersieg nach New York und müsste sich enorm steigern, um im Kampf um den dieses Jahr bei Herren und Damen schon auf 3,7 Millionen Dollar (3,15 Millionen Euro) ausgestellten Siegerscheck eine Chance zu haben. Da sind eher die Vorjahresfinalistin und neue Nummer eins, Karolina Pliskova (CZE), Simona Halep (ROM) und Wimbledon- und zuletzt Cincinnati-Siegerin Garbine Muguruza (ESP) zu nennen.

Für viel Aufsehen wird die Major-Rückkehr der fünffachen Grand-Slam-Siegerin Maria Scharapowa sorgen. Der Russin war nach einer Dopingsperre eine French-Open-Wildcard verwehrt worden. In New York hat sie die "Freikarte" erhalten. Die 30-Jährige ist auch wegen einiger Verletzungen noch nicht in die Top 100 zurückgekehrt und rangiert aktuell an 147. Stelle. Wegen einer Armverletzung hatte sie für die Vorbereitungsturniere in Toronto und Cincinnati absagen müssen. Headlines wird sie wohl spätestens nach den US Open bekommen, wenn sie am Dienstag danach in Manhattan ihre Autobiografie "Unstoppable – mein bisheriges Leben" präsentiert. (APA, 24.8.2017)