Die Tage der Postboten und Lieferanten sind angezählt. Was vor einiger Zeit noch wie ein Marketingscherz anmutete, wird nun Realität. Drohnen übernehmen zunehmend Lieferantenjobs. Während man sich in Island damit bald Lebensmittel liefern lassen kann, werden sie in Afrika bereits erfolgreich für überlebensnotwendige medizinische Transporte eingesetzt.

Blutkonserven in Ruanda

Seit vergangenem Oktober ist das US-amerikanische Start-up Zipline in Ruanda tätig. Das Unternehmen beliefert von Versorgungszentren aus Ärzte und Krankenhäuser in der Umgebung mit Medikamenten oder Blutkonserven. Die Drohnen können bis zu 1,5 Kilogramm transportieren und fliegen mit einer Geschwindigkeit von 100km/h. So können sie schwer zu erreichende Orte wesentlich schneller erreichen als andere Lieferdienste. Die Auslieferung erfolgt rund um die Uhr. In einem Umkreis von 75 Kilometern verspricht Zipline eine Lieferung innerhalb von maximal 30 Minuten. Pro Tag können bis zu 500 Lieferungen absolviert werden. Bislang wurde der Dienst 1.400 Mal in Anspruch genommen.

Mit dem Dienst konnte im Juli beispielsweise eine Mutter in Ruanda nach einem Kaiserschnitt mit einer überlebensnotwendigen Blutkonserve versorgt werden. Denn die Lieferung durch die nationale Blutbank hätte zu lange gedauert, berichtet "Wired". Zipline beliefert inzwischen 21 Spitäler in Ruanda. Nun expandiert das Unternehmen auch nach Tansania.

Zipline

Lebensmittel in Island

In der isländischen Hauptstadt Reykjavík wiederum sollen die fliegenden Boten bald Lebensmittel ausliefern. Der Service wird vom Drohnenlogistikexperte Flytrex und dem Lieferservice AHA in Kooperation mit der Icelandic Transport Authority auf die Beine gestellt, berichtet "The Verge". Die Drohnen vom Typ DJI Matrice 600 können bis zu drei Kilogramm schwere Lieferungen bis zu zehn Kilometer weit tragen.

Im Testzeitraum sollen zunächst zwei Drohnen täglich etwa 20 Flüge absolvieren. Noch decken sie nur den Weg zwischen Lager und Lieferant ab. Bei AHA werden die Drohnen beladen, fliegen über eine Bucht, die ansonsten umfahren werden müsste, und werden dort vom Lieferanten in Empfang genommen. Dabei landen sie nicht, sondern seilen ihre Fracht im Flug ab. Der Weg, der normal über eine halbe Stunde dauert, kann so in wenigen Minuten überwunden werden. Bis Ende des Jahres sollen sie direkt zum Endkunden liefern.

Flytrex

In das Geschäft mit den Drohnen sind bereits mehrere Unternehmen vorgestoßen. Amazon hat im vergangenen Dezember sein erstes Paket per Drohne an einen britischen Kunden abgeliefert. In den USA bietet Flirtey einen kommerziellen Lieferdienst für die Supermarktkette 7-Eleven. Derzeit können damit einige Kunden im Reno, Nevada, beliefert werden. In Neuseeland hat die Pizzakette Domino’s ebenfalls vergangenen Dezember erstmals Bestellungen per Drohne gebracht. (br, 24.8.2017)