Prag – Im Vergleich mit Tschechien seien Preise und Arbeitslosigkeit in der Slowakei 25 Jahre nach dem Ende der Tschechoslowakei höher, während Löhne niedriger seien. Das schrieb die Wirtschaftswissenschafterin Hana Lipovská in einem Beitrag für aktuelle Ausgabe der tschechischen Wochenzeitung "Reflex". Für diese Entwicklung macht sie unter anderem die Einführung des Euro in der Slowakei verantwortlich.

Immer mehr junge Slowaken gingen ins Ausland. 20.000 studierten an tschechischen Universitäten, die Zahl der slowakischen Studenten in Tschechien überschreite an einigen Universitäten sogar fallweise die der tschechischen Studenten, so Lipovská. Rund 300.000 Slowaken lebten im Ausland, weitere 150.000 seien Pendler, die im Ausland arbeiteten, erklärte sie. Laut Angaben des slowakischen Statistikamtes arbeiten rund 52.400 Slowaken in Österreich.

Die Slowakei, die als einziger der vier Visegrád-Staaten (Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei) den Euro übernommen habe, werde als Vorbild für die funktionierende Integration in die EU dargestellt. Lipovská sieht jedoch in der Abwanderung gut ausgebildeter und kompetenter Bürger das "tschechisch-slowakische Paradoxon". Hierfür sei teilweise der Arbeitsmarkt verantwortlich, denn die Arbeitslosigkeit sei in der Slowakei doppelt so hoch wie in Tschechien.

Acht Jahre nach der Einführung des Euro seien die Preise für Nahrungsmittel in der Slowakei zehn Prozent höher als in Tschechien oder Ungarn, so Lipovská. Im Vergleich zu Polen seien sie sogar um ein Drittel höher. Obwohl die Löhne in der Slowakei sich bis 2014 dem tschechischen Schnitt angenähert hätten, seien sie mittlerweile wieder weit voneinander entfernt. Die Kaufkraft der Slowaken ist laut Lipovská wegen der niedrigeren Löhne und der höheren Preise bedeutend geringer als die der Tschechen. (APA, 24.8.2017)