Wien – "Die gute alte Zeit kenne ich nicht", sagt Victor Starzinger. Seit er sich erinnern kann, waren die Rahmenbedingungen im österreichischen Getränkegeschäft rau. Abgeschreckt habe ihn das jedoch nie, schließlich müsse man ja mit dem umgehen, was da sei.

Starzinger ist 26 und seit heuer Prokurist der gleichnamigen Unternehmensgruppe. Als Lehrling hat er begonnen, später im Ausland studiert, den Braumeister gemacht, um schließlich im Betrieb seiner Familie alle Arbeitsbereiche zu durchlaufen. Er habe als Jugendlicher nicht damit gerechnet, einmal die Verantwortung über Kerngeschäfte zu übernehmen, räumt er offen ein. Doch vor allem sein Großvater, der den Betrieb einst aufgebaut hatte, half ihm dabei, Schritt für Schritt reinzuwachsen.

Familienbetrieb in fünfter Generation

Starzinger schafft mit ihm den Sprung in die fünfte Generation. Das Frankenmarkter Familienunternehmen ist in seiner Branche in Österreich nahezu das letzte seiner Art. Große Konzerne dominieren den Markt, die meisten werden vom Ausland aus gesteuert. Mit Marken wie Juvina, Long Life, Frankenmarkter und der Schartner Bombe hält der Betrieb mit seinen 230 Mitarbeitern, die vor allem in strukturschwachen Regionen beschäftigt sind, trotzig dagegen. 25 Millionen Euro wurden in den vergangenen drei Jahren in neue Kapazitäten investiert – rein aus dem Cashflow, wie Starzinger betont. Die Zahl der Mitarbeiter blieb stabil. Die Rentabilität habe sich bei Umsätzen von 54 Millionen Euro um zwei Prozent erhöht.

Quer durch die Branche sank der Mineralwasserspiegel in Österreich im Vorjahr um fast vier Prozent auf 689 Millionen Liter. Der kohlensäurehaltige Limonadenmarkt gab mehr als sechs Prozent ab, Cola herausgerechnet war der Rückgang noch höher.

Starkes Gerangel

"Es gibt einen starken Verdrängungswettbewerb, es ist ein täglicher Kampf", sagt Starzinger. Viele Konsumenten würden dennoch zusehends auf regionale Produkte wie Juvina zurückgreifen. Mit der Schartner Bombe etwa, die seit 1995 im Besitz seiner Familie sei, habe man den Marktanteil im Vorjahr sogar steigern können.

Das einstige Kultlabel, das zuvor ins Reich der Brau-Union gehörte, drohte in Vergessenheit zu geraten, frühere Fans wurden älter und entsagten süßer Limonade. Starzingers Ziel ist es, vermehrt Jüngere als Kunden zu gewinnen. Immerhin sei die "Bombe" nach wie vor mehr als 90 Prozent der Österreicher ein Begriff. Für stabile Auslastung abseits des saisonal schwankenden Markengeschäfts sorgt Lohnabfüllung. Exportiert wird in alle Welt. (vk, 25.8.2017)