Ottessa Moshfegh, "Eileen". Deutsch: A. C. Burger. € 22,70 / 333 Seiten. Liebeskind, München 2017

Cover: Liebeskind

Es wird etwas passieren – nur mit dem Was und Wo spannt Ottessa Moshfegh den Leser auf die Folter. Eine ältere Frau erzählt von ihrer Jugend. Man weiß also, dass sie davongekommen ist. Entkommen einem tristen Kaff, einem Schreibjob im Gefängnis und dem privaten Verlies mit dem alkoholkranken Vater. Eileen Dunlop scheint in der Pubertät steckengeblieben zu sein.

Ein dürres Ding, ohne Freunde, mit vagen Träumen, eines Tages auszureißen. Aufgebrochen wird dieses versteinerte Leben durch eine Dea ex Machina. Die glamouröse Rebecca soll als Erzieherin im Jugendknast arbeiten, sie ist alles, was sich Eileen nie zu sein traut. Die Femme fatale beachtet die graue Maus, die darob in Hörigkeit verfällt.

Moshfeghs Entwicklungsroman ist sprachlich eine Klasse für sich, ganz abgesehen von der raffinierten Wendung, die Eileens Leben erfährt. Ist Eileen nun eine kaltherzige Egoistin oder eine, die sich aus der Macht der Männer und des Gefallenwollens befreit, eine Heldin, die sich emanzipiert? Ambivalenz zum Nachdenken. (Ingeborg Sperl, Album, 26.8.2017)